Astrid
und ich haben die letzten beiden Urlaubstage in Mombasa noch gut genutzt (wobei
ich erwähnen muss dass diese Urlaubswoche alles andere als erholsam war -
dafür haben wir sehr viel gesehen und erlebt). So sind wir auch am Sonntag,
unserem letzten Tag in Mombasa, ins ca. 30 km südlich gelegene Diani gefahren
und sind dort ins Meer gesprungen. Endlich! Das war in meinen 5 Wochen
Aufenthalt in Mombasa tatsächlich das erste Mal, dass ich im Indischen Ozean
war.
Karibu Nairobi na Limuru
Montags
gings dann mit dem Flieger nach Nairobi. Es war schon schade, von Mombasa
Abschied nehmen zu müssen, aber wir haben uns auch sehr auf Nairobi und unser
neues Zuhause auf Zeit, das 30 km nordwestlich von Nairobi entfernte Limuru,
gefreut. Der erste Eindruck von Nairobi war: angenehm frisch (im Gegensatz zum
megaheissen Mombasa) + Regen! Dazu muss ich sagen, dass es in Kenia 2
Regenzeiten gibt; eine kleine und eine große Regenzeit. Die große Regenzeit
hätte eigentlich schon vor etwa 2 Wochen beginnen sollen - war also etwas
spaet dieses Jahr, und Astrid und ich konnten unsere Zeit in Mombasa noch
uneingeschränkt geniessen. Nun scheint es aber so, als wenn die Regenzeit dann
begonnen hat, waehrend wir im Flieger sassen. Gut, daran müssen wir uns jetzt
gewoehnen - das wussten wir ja auch vorher. Wir wurden am Flughafen von einem
Mitarbeiter von “African Impact“ erwartet - so heisst die Organisation, mit der
wir nun in Limuru arbeiten. Die ca. 1-stündige Fahrt ging am CBD (Central
Busines District) vorbei und ich konnte endlich das “Kenyatta International
Conference Centre“ live und in Farbe sehen - dieses markante Hochhaus ist das
Wahrzeichen von Nairobi.
Wir Volontaere sind, genau
wie unsere Ansprechpartner von African Impact, auf dem riesigen Gelaende des
“Brackenhurst International Conference Centre“ untergebracht, und zwar in einem
Volontaershaus. Das Gelände befindet sich auf einem Hügel inmitten der
riesigen Teeplantagen in Limuru und ist etwa 4 km von Limuru-Town entfernt. Als
wir hier vor unserem Volontärshaus aus dem Auto stiegen, merkten wir erstmal,
wovon uns die ganzen Einheimischen in Mombasa erzählt haben: es ist so
megakalt in Limuru! Echt, das ist ein so riesengrosser Unterschied zu Mombasa,
und auch sogar zu Nairobi. Wir befinden uns hier in etwa 2200 m Höhe - mit
anderen Worten - tausche FlipFlops gegen lange Hose und Pulli (+ Regenjacke). Und
das ist trotzdem manchmal sogar noch zu kalt.
Was Astrid und ich wie in
den ganzen Unterlagen angekündigt erwartet haben: nach Geschlechtern getrennte
Mehrbettzimmer. Was wir bekommen haben: ein eigenes (kleines) Zimmer mit
Doppelbett! Wir sind megafroh darüber, kann sich bestimmt jeder denken...
Gettin’ started
Wir sind insgesamt 9 neue
Volontäre (u.a. aus Hong Kong, UK, Norwegen), die am Montag ihr Projekt bei
African Impact begonnen haben; ein Volontär war schon da. Dienstag morgen gab
es zunächst eine theoretische Einführung in die Organisation African Impact
selber, sowie v.a. in die ganzen Projekte, in denen die Organisation arbeitet.
Im “Education+Community“-Bereich unterstützt African Impact 4 Schulen in
Limuru und Umgebung, da ist allen voran das nächst gelegene LCC (Limuru
Children’s Centre), dann die Hope School, die Schule Body of Christ und die
Mukeu School. Bei der Letztgenannten handelt es sich um eine, ich nenne es mal
Schule, in der geistig behinderte Kinder ein Zuhause finden. Nach der
Powerpoint-unterstützten theoretischen Vorstellung der Schulen begann die
Einteilung der Volontäre in die einzelnen Projekte / Schulen durch die
Mitarbeiterin von African Impact namens Charity (das ist lustigerweise ihr
tatsächlicher Name).
Astrid und ich wurden in der Mukeu School eingeteilt -
und wir waren auch, unabhängig voneinander - sehr froh über diese
Entscheidung von AI. Während der theoretischen Vorstellung dachten wir uns,
jeder für sich, dass das eine Herausforderung sein mag. Nach der Einteilung
gings dann auch schon direkt los - wie jeden Morgen werden wir Volontäre um
08:00 Uhr mit einem Matatu-ähnlichem Kleinbus zu den einzelnen Schulen
gefahren und nacheinander rausgelassen. Astrid und ich sind immer die letzten
im Bus und die ersten, die wieder abgeholt werden, da sich die Mukeu School im
ca. 16 km nördlich liegenden Ort Lari befindet; nachdem die vor uns letzten
Volontäre rausgelassen werden dauerts nochmal ca. 30 Min., bis wir an der
Schule sind. Die letzten 5 Minuten Fahrt sind dann über Stock und Stein...
Mukeu School for mentally challenged learners
Astid und ich waren wie
erwähnt sehr froh über unsere Platzierung durch AI in diesem Projekt. Und das
sind wir auch immer noch - wenn nicht sogar noch mehr als vorher. Aber, um
ehrlich zu sein, das war ein wirklich krasser erster Tag. Wir waren nach der
Platzierung froh über eine solche Herausforderung - und die haben wir auch
bekommen; das Projekt stellt wirklich eine Herausforderung für uns beide dar.
Unser 1. Tag bestand aufgrund der Einteilung nur aus einem “halben“ Tag; nur
ein paar Stunden; aber das war auch wirklich gut so. Wir waren wirklich sehr
geschockt (ich denke das ist das richtige Wort), klar, zum ersten Mal die
geistig behinderten Kinder zu “erleben“, aber auch die Zustände und
Hintergründe zu sehen, zu erfahren. In der Mukeu School sind insgesamt 41
Kinder im Alter von 5-13 Jahren mit unterschiedlichen geistigen Behinderungen -
von Autismus über Down Syndrom bis hin zu Hyperaktivitaet etc. Die Schule ist
vor einigen Jahren gegründet worden, um diesen Kindern gezielte Fürsorge und
Aufmerksamkeit schenken zu können. Seit letztem Jahr hat sich die “Lehrer“zahl
von 1 auf 3 erhöht; dazu arbeiten in Mukeu noch 3 Frauen und 1 Mann, welche
hauptsächlich für die Betreueung der Kinder zuständig sind. Tag und Nacht.
Da wäre ich auch schon direkt beim nächsten Punkt. Nur die wenigsten der
Kinder sind Waisen, sprich, die meißten Kinder haben Eltern bzw. eine Familie.
Da das Thema Behinderungen in Kenia allerdings ein Tabuthema ist, und die
Kinder nicht nur von der Gesellschaft ungewollt sind, sondern auch die Eltern
nicht wissen, mit ihnen umzugehen, und sie daher einsperren oder gar fesseln,
haben die Kinder seit etwa letztem Jahr nicht nur über Tag, sondern auch über
Nacht ein Zuhause. Und schon bin ich wieder beim nächsten Punkt. Das Zuhause,
die “Schule“, besteht aus 1 Gebäude. In diesem Gebäude befinden sich 2
Klassenräume und für die Jungs und Mädchen jeweils ein Schlafraum. Beim
Besuch der Schlafräume fiel sofort der müffige Gestank auf. Im etwa 30 qm
großen Jungs-Zimmer habe ich die Betten gezählt: 9 Doppel-Etagenbetten, macht
insgesamt 18 Matratzen. Dazu kommt noch eine Schlafniesche in der Ecke, in
welcher der Betreuer schläft. Bei den Maedels sieht es ähnlich aus.
Der erste Tag war somit
geprägt von heftigen Eindrücken und, zugegeben, es war auch mental sehr
anstrengend, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Astrid und ich waren fix
und foxi, als wir “zu Hause“ waren.
Aber so ist das nun mal... aller Anfang ist schwer.
Nachmittags sprudelten wir
nur so von Ideen. Was können wir tun, was können wir verändern bzw.
verbessern? Auch wenn der Tag heftig war - wir waren uns nach wie vor einig,
dass wir froh darüber waren, dort platziert worden zu sein.
Der nächste Tag war schon
gar nicht mehr so “schlimm“ - wir wussten, was uns erwartet, und das war schon
die halbe Miete. Es ist, ich nenne es mal beeindruckend zu sehen, wie
anhänglich die Kids sind - sie scheinen viel Liebe zu benötigen bzw. zu
vermissen und wollen immer umarmt werden. Wenn es nicht regnet, sitzen wir mit
ihnen entweder auf der Wiese, schaukeln, oder spielen einfache Spiele mit
ihnen, die uns mehr oder weniger spontan einfallen. “Unterricht“ findet in den
Klassenräumen eigentlich nicht statt; die dortige “Arbeit“ beschränkt sich
hauptsächlich auf die Betreuung und Beschäftigung der Kinder. So wird oft
gemalt, mit Kreide gespielt, gepuzzlet oder Ähnliches. In den letzten Tagen
mussten die Kinder “Examensarbeiten schreiben“, bestehend aus einfachsten
Aufgaben, was allerdings teilweise nur sehr schwer zu meistern war.
Da in ganz Kenia die Schulferienzeit
vor der Türe steht, werden auch die Kinder der Mukeu School für diese Zeit
zurück zu ihren Familien gehen - und zwar ab kommenden Mittwoch. Wie und wann
es dann projektmaessig für Astrid und mich weitergeht, wird noch entschieden.
Ich denke an eine Platzierung in einem Waisenhaus oder einem “Holiday-Program“.
In der Mukeu School gibt es
kaum Vorräte jeglicher Art und uns sind die teilweise schlechten Zähne der
Kids aufgefallen; so haben wir in Limuru genügend Zahnpasta gekauft und diese
zusammen mit den insgesamt 48 mitgebrachten Zahnbürsten (danke an Micha
Huppertz) an die Leiterin ausgehändigt, die sich sehr darüber gefreut hat.
Auch hat eine meiner 4 übrigen Weltkarten Platz in einem Klassenraum gefunden.
Nun haben wir mittlerweile Freitag und die Kinder sind uns schon richtig ans
Herz gewachsen.
Apropos mittlerweile
Freitag.... die Zeit rast hier so schnell! Echt krass, wenn ich bedenke, dass
ich nun schon 6 Wochen lang hier bin... die Halbzeit ist nun schon rum und ich
habe “nur“ noch 4 Wochen hier in Kenia - 3 im Projekt und 1 letzte Urlaubswoche
in Nairobi.
Sonstiges
Heute, also Freitag, waren
wir nicht in der Mukeu School, da wir Volontäre ein gemeinsames Sportprogramm
im LCC (Limuru Children’s Centre) veranstalteten. Wir gingen mit den Kindern zu
dem zu Fuß 15-minütig entfernten Sportfeld, und wie schon von Bombolulu
gewohnt spielten die Jungs Fussball und die Mädels inklusive Astrid
Skipping-Rope (Seilspringen). Bei dem LCC handelt es sich um eine Mischung aus
Waisenhaus und Schule, und ich muss sagen, dass die Kinder es zwar nicht
megagut, aber auch nicht sehr schlecht dort haben. Also, da habe ich schon
andere Plätze / Unterkünfte gesehen, wie z.B. die Mukeu School. Auch wenn
einige der dortigen Kinder das HIV-Virus in sich tragen, machen sie einen sehr
glücklichen Eindruck. Ich habe kurz die Englisch-Grammatikkenntnisse einer 8-Jaehrigen
und einer 13-Jaehrigen getestet und war positiv überrascht. War ein toller
Vormittag, der leider von einer starken Regenschauer gestört wurde.
Nachmittags habe ich die in Gigiri (etwas nördlich von Nairobi) liegende US-Botschaft und den United Nations - Compound besucht - leider nur von außen, inklusive einiger skeptischer Blicke der dortigen Sicherheitskräfte. Aber wer weiß - vielleicht komm ich ja noch rein... Die Verhandlungsgespräche laufen jedenfalls... :-)
Abgesehen von der stark
muslimisch gepräegten Küstenregion, so u.a. in Mombasa, ist Kenia an sich
hauptsächlich christlich; die Einheimischen freuen sich momentan sehr über
das Osterfest und hier und da sieht man auf den Straßen ein paar
Menschenansammlungen, die den Karfreitag, den “Good Friday“, gedenken.
Astrid und mir geht es sehr
gut, alles paletti. Wir freuen uns nun auf drei freie Tage (Sa-Mo) für uns.
Samstag, also morgen, ach nein, heute (wir haben mittlerweile 3:30 Uhr morgens - dieser Blogeintrag hat mich gerade mal 7 Stunden gekostet) machen wir einen Tagesausflug in den 50 km nördlich von
Limuru entfernten Hell’s Gate National Park; Sonntag gehts bis Montag nach
Nairobi.
Ach ja, nur zur Info - ich
nutze hier in Kenia eine andere SIM-Karte. Wer mir also Nachrichten etc.
geschickt hat - die kommen erst in 4 Wochen am Frankfurter Flughafen an. Meine
jetzige Handynummer lautet +254 715 549797.
Frohe Ostern,
Andi
Andi und Astrid, tolle Bilder habt ihr hier reingestellt.
AntwortenLöschenWir feiern Ostern mit der Familie, und wir 3 mädels, Sophia, Jana und Laura, haben uns nach dem Essen deinen blog angeschaut.
Der Wahnsinn, wir freuen uns schon darauf zu erfahren, was ihr in den nächsten Tagen noch alles erleben werdet :)
Viele Grüße