Samstag, 31. März 2012

Ein Kapitel geht zu Ende; ein Neues beginnt...


Hallo Eschweiler, hallo Aachen!

Es hat jetzt leider ein paar Tage gedauert, bis dass ich einen neuen Beitrag schreiben konnte, und zwar hauptsächlich zeitlich bedingt (Sobald man Freizeit hat, hat man plötzlich keine Zeit mehr); auch sind die Zeiten mit dem geregelten Internetzugang nun auch vorbei. Aber ok, hier ist er, hier ist endlich der neue Beitrag. Dafür kriegt ihr jetzt aber auch die volle Dröhnung - ist sehr viel Text, ich weiß, aber da müsst ihr jetzt durch... :-)


Freitag, 23. März 2012 - Der letzte Tag als Volontär im Olive’s Rehabilitation Centre

Wie schon im vergangenen Eintrag berichtet war ich wegen diesem letzten Tag bei GVI (Global Vision International) schon etwas wehmütig. Wie meine Klasse es sich am Vortag von mir gewünscht hat, habe ich in meiner letzten Unterrichtsstunde eine “Creative-Arts“-lesson gemacht. Die Kids konnten entweder Bilder malen oder etwas schreiben. Ich habe nach und nach, und zwar zum Ende hin fast von jedem, ein Bild oder einen an mich gerichteten kurzen Brief bekommen. Auch Samson hat mir die ganze Stunde lang einen Brief geschrieben, den ich aber nicht jetzt, sondern erst zu Hause lesen soll. Oft habe ich auf den Zetteln Worte wie “Thank you Mr Andi“ oder “Good bye Mr Andi“ oder “We miss you“ gelesen. Ihr könnt euch vorstellen, das war ein unbeschreibliches Gefühl.

Dann wurden wir in der großen Pause im Lehrerzimmer von den Headteachern mit ein paar tollen Worten verabschiedet. Mit “wir“ meine ich, dass am heutigen Tag insgesamt, also inkl. mir, 4 Volontäre das Projekt verlassen. Ich sollte im Lehrerzimmer etwas sagen und habe überrascht nur gesagt, dass ich nicht gut darin bin, gute Reden zu schwingen, dass ichs daher kurz mache, und sagte anschließend, dass das hier zu den besten Dingen gehört, die ich in meinem Leben gemacht habe.


Anschließend gings auf den Schulhof, wo sich alle Schüler des ORC versammelten. Wir 4 standen vorne, zusammen mit Mr Joseph (ich berichtete schon von ihm; er ist der verantwortliche Lehrer für meine Klasse Standard 3) und dem Headteacher Mr Lucas. Wir wurden von den Kids gebührend mit gemeinsamen Klatschen und “Olive’s“-Gesang verabschiedet. Das war wirklich krass, vorne zu stehen, vorne, vor den ganzen dunkelhäutigen Kindern, die mich mit großen Augen anschauten. Das war unbeschreiblich. Ich hoffe dass ich dieses Bild nie vergessen werde. Jeder bekam dann die Gelegenheit, etwas zu sagen, und ich riss mich zusammen und sagte laut in die Menge, dass ich die Zeit hier sehr genossen habe, dass es ein Vergnügen für mich war, hier zu arbeiten, mit den Kindern zu arbeiten, und dass ich verspreche, sie nie zu vergessen. Die Kids sollten mir dann versprechen, immer gut zu lernen. Dann war der Kloß im Hals dann doch zu groß und fertig. Insgesamt musste ich an diesem Morgen schon ein paar Mal schlucken... Aber das habe ich mir hoffentlich nicht zu sehr anmerken lassen.

Tja, so ist das nun mal - Volontäre kommen und gehen. Aber die Kinder wissen das und sind an diesen Umstand gewohnt. Aber es ist wirklich toll zu sehen, dass die einigen wenigen (total unterbezahlten) lokalen Lehrer wie Mr Joseph mit dem Herz bei der Sache sind. Love never fails. Die Kinder sind hier im Olive’s so glücklich - hier können sie nicht nur in einer tollen Gemeinsachaft fürs Leben lernen, sondern auch in den Pausen miteinander spielen. Das ist wirklich schön zu sehen, zu erleben. Denn was diese Kinder vom ORC sonst erwartet, ist eben ein Leben im Slum. Die Schule wurde vor einigen Jahren von den beiden jetzigen Leitern, u.a. Mr Were, gegründet. Die können sich wirklich auf die Schulter klopfen!!

Mr Joseph verteilte die 8 am Vortag an ihn ausgehändigten Fußballtrickots an die jeweiligen Fußballcaptains der Klassen. Auch das war wirklich toll zu sehen, wie eine an sich so kleine Sache seinen Lauf nimmt. Mit kleinen Dingen viel erreichen, möchte ich nur nochmal wiederholen. Ich weiß noch ganz genau, wie ich Karneval neben Basti Leuchter an einem Stehtisch stand und er mir von seiner Idee, mir ein paar seiner Fußalltrickots mit nach Kenia zu geben, berichtete. Vielen, vielen Dank, Kumpel! Asante sana!

Abschließend hatte ich noch ein persönliches Gespräch mit Mr Joseph, was ebenfalls sehr bewegend war. Das war bis dahin wirklich ein Hammer-Tag - vielleicht sogar der bisherige Höhepunkt meines Aufenthaltes.


Abends gings dann zunächst in die Bar “Go Kart Mombasa“ in das etwas nördlicher als Nyali gelegene Bamburi. Kolo, Sänger und Gitarrist, spielte an dem Abend dort live und informierte mich darüber zwei Tage zuvor per Anruf. Ich habe Kolo an meinem Wochenende in Tiwi kennen gelernt. Anschließend gings in die “Tembo-Disco“, in der ich mit den anderen Volontären den Abschluss des Projektes feierte. Der Besuch im Tembo war wieder eine neue Erfahrung für sich. Männer zahlen 200 KES (ca. 1,90 €), Frauen kommen kostenlos rein. Insgesamt waren mehr Frauen als Männer dort und grob schätzend würde ich sagen, dass ca. 80 % aller Frauen Prostituierte waren. Unter den Männern befanden sich auch einige WEISSE, die dies wussten und, ich sag mal, zu schätzen wussten. Teilweise krass und ekelhaft anzusehen, wie die sich verhielten. Da ist man doch stolz, einer von diesen wenigen WEISSEN zu sein. Und auch wenn man die Prostis abwies, waren die zunächst echt nervig penetrant. Angebot und Nachfrage. Wem kann mans verübeln... Urlaubsziel Kenia. Karibu Kenya.


Samstag, 24. März 2012 - Astrid kommt!!

Wie gesagt, ich war wirklich wehmütig am Freitag, aber als ich am Samstag morgen nach knapp 5 Stunden Schlaf aufwachte, war die Freude wirklich riesengroß - es dauerte nun nicht mehr lange, bis dass ich meinen Schatz bei mir habe. Noch schnell packen, verabschieden, und ab zum Flughafen.

Boah, ich sag euch, dass war wirklich unbeschreiblich gut, Astrid zu sehen und endlich wieder in die Arme nehmen zu können. Endlich waren wir zwei wieder zusammen. Nun begann für uns beide -gemeinsam- ein neues Kapitel. Zunächst haben wir 1 Woche Urlaub in einem günstigen Hotel im nördlich von Mombasa und Nyali liegenden Bamburi (s.o.); 1 Woche  gemeinsam Urlaub, auf die wir uns beide sehr drauf gefreut haben. Anschließend gehts Montag mit einem Inlandsflug nach Nairobi, wo wir, Astrid und ich, von der Organisation “African Impact“ in unser neues Zuhause auf Zeit, in das ca. 30 km nordwestlich von Nairobi entfernte Limuru gebracht werden. An diesem Tag, Montag, 02.04.2012, beginnt nicht nur ein weiteres neues Kapitel - ich habe dann auch Halbzeit. Aber dazu später mehr...


Sonntag, 25. März 2012 - Dienstag, 27. März 2012 - Diverses

Sonntag gabs ein Treffen mit Madam Jane, der Leiterin des PVCC (die andere von GVI unterstützte Schule neben dem ORC); weiterhin gabs ein Treffen mit mir und Julius bzgl. seiner Jobsuche (leider vergeblich). Mit Astrid habe ich nachmittags einen spontanen Besuch im SOS Children’s Village gemacht, welches sich in Nyali befindet. Wir wurden herzlich empfangen und von einer superfreundlichen “Assistant Mother“ überall herumgeführt. Also ehrlich, wenn ich das mit dem vergleiche, was ich bisher schon hier in Kenia gesehen habe - also, in welchen Bedingungen teilweise Kinder leben müssen - dann muss ich sagen, dass ich echt von den Socken war, als ich diese riesige, schöne und gepflegte Anlage gesehen habe. Uns wurde eins der vielen Häuser gezeigt, in denen die Kinder wohnen (maximal 10 Kinder pro Haus); die Kids haben im Aufeinthaltsraum einen Fernseher, in den Geschlechtergetrennten Schlafzimmern schöne Etagenbetten (max. 4 Kinder pro Zimmer), alles sehr aufgeräumt, jeweils ein Badezimmer für Jungs + Mädchen, in welchem sich auch eine Spültoilette befindet. Das Essen wird in der jeweiligen Küche von den “Müttern“ zubereitet. Auf dem großen Areal gibt es einen geteerten kleinen Sportplatz mit Fußballtoren und Baketballkörben. Weiterhin befindet sich dort eine riesige Photovoltaikanlage, mit der Strom an die Regierung gegeben werden kann und aufgrund deren Stromertrag die Regierung das Children’s Village kostenlos mit Strom versorgt. Also ernsthaft, SOS Kinderdörfer gibt es rund um Globus verteilt, und ich denke nun aufgrund dieser gemachten Erfahrungen, dass man sich auf deren Nutzen verlassen kann. Hier kommt das gespendete Geld an und ermöglicht den Kindern ein (vergleichsweise) gutes Leben.

Montags habe ich Astrid mein “altes Zuhase“, also das Volontärshaus in Salama Estates in Nyali gezeigt, sowie die beiden Schulen ORC im Slum Bombolulu und PVCC im Slum Shauri Yako, beide Schulen in einem 10- bzw. 20-minütigen Fußweg von der Unterkunft erreichbar. 

Das Highlight von all dem war der Besuch in meiner alten Schule. Als ich den ersten Schritt auf den Schulhof setzte und mit Astrid in Richtung der ganzen Klassen ging, hörte ich meine Klasse schon im Takt rufen “Mr Andi, Mr Andi, Mr Andi,...“  - das war unbeschreiblich - ich habe nicht mit so etwas gerechnet und bekam sofort Gänsehaut. Astrid und ich haben die Klasse begrüßt, etwas geredet, und dann wurde auf dem Schulhof auf meinem Wunsch hin noch ein Abschiedsfoto gemacht (und was für eins, echt toll!!). Mr Were, einer der beiden “Köpfe“ des ORC, hat bei einem abschließenden Treffen noch eine finanzielle Spende von uns bekommen.


Nach dem ORC zeigte ich Asrid auch die andere von GVI unterstützte Schule, das PVCC, und nach einem anschließenden “Spaziergang“ durch den Shauri Yako Slum (dazu später mehr, siehe Astrids Ausführungen) gings für ein Treffen mit Chief Inspector Wamocha zur Nyali Police Station.

Dienstags haben Astrid und ich uns zunächst mit Julius und dessen Bruder Mandela getroffen und uns über Karate, Familie und Bewerbungen unterhalten. Anschließend gings für Astrid und mich mit einem Matatu in die Old Town von Mombasa, durch die wir spaziert sind und auch das 1595 von den Portugiesen erbaute “Fort Jesus“ besucht haben. Es ist wirklich schön, die Freizeit zu haben, all diese Dinge mit Astrid gemeinsam machen zu können. War ein toller Tag.


Mittwoch, 28. März - Freitag, 30. März 2012 - Safari

Lange im Voraus geplant gönnten wir uns in diesen 3 Tagen eine Safari, auf die wir uns sehr freuten, klar, aber die allerdings auch, wenn man die ganzen (negativen) Eindrücke im Hinterkopf hat, einen faden Beigeschmack hat - so nenne ich es jetzt mal... Ich hatte wirklich ein schlechtes Gefühl bzw. Gewissen, weil man für eine solche Safari echt viel Asche hinlegen muss. Die hätte auch viel besser anderweitig Verwendung in Kenia gefunden... Aber gut, wir haben uns dafür entschieden und müssen nun auch dazu stehen. 

Davon abgesehen, hatten wir eine wirklich sehr schöne Zeit während der Safari. Wir buchten eine 3-tägige Kombination aus dem Tsavo East National Park und dem Amboseli National Park. Letztgenannter befand sich nicht weit von der Tansanianischen Grenze entfernt und bot neben dem Tierreichtum einen atemberaubenden Blick auf den Kilimanjaro, den mit 5895 m Höhe größten Berg Afrikas.













Sonstiges

Wenn man es zulässt, kommt man hier mit den Menschen schnell in einen persönlichen Kontakt; man hört persönliche Geschichten, Erlebnisse, usw. Das ist unglaublich interessant. Ich habe hier mittlerweile viel neues erfahren, viel gelernt. Wenn die Menschen erzählen, dass sie aus dem Norden Kenias herkommen, frage ich sie immer nach der Situation vor ein paar Monaten, in der viele Menschen aufgrund der lange anhaltenden Dürre ums Überleben kämpfen mussten. Ein wesentlicher Faktor dabei war das Fehlen von Wasser und das Sterben von Vieh. Das war die Situation in Somalia, Äthiopien und auch im Norden Kenias, wie z.B. in Marsabit. Ich erinnere hier mal an meinen Zeitungsartikel “Spenden statt Böllern“, den ich für bzw. mit MISEREOR verfasst habe und welcher 2 Tage vor Silvester Platz in der Eschweiler Filmpost fand. Wenn ich also von einem Kenianer erfahre, dass er aus dem Norden kommt, frage ich ihn immer, ob er die deutsche Organisation “MISEREOR Aachen“ kennt. Unterschiedlichste Menschen haben mir schon bestätigt “Ja, die kenne ich!“. Teilweise wird mir dann auch erzählt, was für Arbeiten dann im Land geleistet werden. Also, soviel nur kurz dazu - ich bin davon überzeugt, dass das Aachener Hilfswerk hier das tut, was es verspricht. Hier ist Hilfe von Nöten, und die kommt auch an.

Des Weiteren gibt es in Kenia, und zwar in Nairobi, zwei Partnerorganisationen von MISEREOR, nämlich das KUTOKA-Network und die Organisation KESHO (das ist Swahili und bedeutet “Morgen“). Ich hoffe, ich habe in Nairobi die Zeit und die Gelegenheit, diese beiden Organisationen besuchen zu können. Dank Anja B. von MISEREOR habe ich bereits die Kontaktdaten der beiden Organisationen.


Ich habe vor ein paar Tagen eine E-Mail von einem Freund bekommen, deren Inhalt ich hier nicht vorenthalten will - ich könnte es besser auch nicht sagen. Ich zitiere:
“... Hast dich sicherlich schon total eingelebt...hm du "musst" ja vor Ort quasi "arbeiten" aber ich glaub dass du dennoch merkst wie einfach das Leben dort ablaufen kann.. wie glücklich man auch mit wenig sein kann... hoffe du hast die welt hier vor ort schon ausgeblendet :)  krass in welchem überfluss wir leben und mit welchen luxusproblemen wir eigtl leben ne? und irgendwie haben die kiddies vor ort sowas nicht und ich mein dass viele menschen in so armen ländern sogar ein glücklicheres leben führen als so einige hier... versuch mal zum  bsp. den leuten die stuttgart21-problematik zu erklären ;) “


Astrid und ich sind sehr darauf gespannt, was uns in Nairobi bzw. Limuru erwartet; welche Leute wir treffen, welche Schulen und Waisenhäuser unsere neuen täglichen Anlaufadressen werden, welche Arbeiten für uns anfallen werden, etc... Wir sind gespannt, aber auch sehr froh darüber, dass diese neue Erfahrung eine gemeinsame Erfahrung wird.


Montag geht um 11:30 Uhr unser Flieger und ca. 1 Stunde später beginnt wieder ein neues Kapitel...


Andi

Endlich angekommen - und noch endlicher INTERNET!


Samstag, 24.03.2012


Hey, jambo aus Kenia :-) ,

wir wissen es, ihr alle wartet auf den nächsten Blogeintrag und... hier ist er!!! (Entschuldigt auch direkt, dass ihr mit so viel Text erschlagen werdet!) :-)

Am Freitag, 23.03.2012 habe ich meine Reise zum afrikanischen Kontinent gestartet. Erst eine Woche Urlaub in Mombasa mit Andi und danach wird’s  für uns weiter gehen nach Limuru in der Nähe von Nairobi für Andi zum nächsten und für mich zum ersten Projekt.

Meine erste Erfahrung in Kenia, als ich aus dem  Flughafen in Mombasa herausgekommen bin, nachdem ich fast von der unglaublichen und nahezu unmenschlichen Hitze erschlagen wurde (an dieser Stelle ein kleiner Gruß an Martina, ich weiß jetzt, wie du dich in Arizona fühlst J), war die Begrüßung eines kenianischen Taxifahrers  „Karibu Kenya. Welcome, Sister!“ (Willommen in Kenia. Willkommen, Schwester!) Auch, wenn er das wahrscheinlich zu jedem gerade ankommenden Touristen sagt und für ihn zu einer ganz gewöhnlichen Begrüßungsfloskel samt innewohnender Einladung in sein Taxi geworden ist, hat die Wirkung der Anrede „Sister“ bei mir nicht ihre Wirkung verfehlt. Far away from home but everywhere close to my family! (Weit weg von zu Hause, aber überall nah bei meiner Familie!)

Genau dieser erste Eindruck hat sich auch weiterhin bestätigt. Die hier lebenden Menschen sind unglaublich offen, freundlich, extrem gesellig und lassen selbst Fremde uneingeschränkt an ihrem Leben teilhaben.

Meine nächsten Eindrücke  wahrgenommen ab dem Flughafen bis hin zum Hotel  prasselten etwa wie folgt auf mich ein - ich spar mir jetzt rethorische Ausschmückungen sowie  ein grammatikalisch korrekte Schreibweise in Form von einfachsten Sätzen, weil es im Moment der Wahrnehmung eben genau so chaotisch in meinem viel zu kleinen Kopf abging. Außerdem will ich meine Eindrücke so unvermittelt wie möglich rüberbringen, um euch auch mal in den Genuss eines 1:1 readings zu bringen  ;-)

Krass, ich hier! – anderer Kontinent – neue Welt! – yeah... SONNE!!! – geiles Wetter, endlich Wärme, SOMMER! – Regenzeit...da lach ich ja – endlich Andi in die Arme schließen – wird so was von Zeit, haben uns unendlich lange nicht gesehen – ich freu mich so tierisch – Andi! Andi? Wo ist Andi??? – Blick in die ungewohnte Umgebung: ich, die einzige mzungu – alleine! - kein Andi – ok, ich bin viel früher aus dem Airport gekommen als erwartet – Nerven behalten, der Flughafenvorplatz leert sich, Andi anrufen – Andi erreicht, er ist auf dem Weg mit Patrick, Straßensperre hälte sie noch auf, „sind gleich da“ – sehr gut, Gottseidank, alles wie immer -  ich freu mich so -  verdammte  Hitze! - wann isser endlich da? – da! Andi!! – endlich, ich hab ihn ihn meinen  Armen! – close to family!!! – „Hello, Patrick“ – ok, ans Herz fassen und die ersten Worte auf Kiswahili ausprobieren „ Jina langu ni Astrid.“ (...ich heiße Astrid.) – zum Glück, kein Gelächter,  er hat mich verstanden  oder er war einfach nur höflich -  das ist also Patrick, Leiter des Upinde Waisenhauses – offen, herzlich, totall nett – er hat eine große Narbe auf der linken Wange – von was er die wohl  hat? – Hitze, Hitze, Hitze!!!! aaahhh!– wir fahren los – Kurbelt sofort die Fenster runter!!! -  ach so, is schon alles unten – wir fahren los, weg vom fast menschenleeren Flughafen – 1 Minute später mitten im Leben – der Fahrtwind tut so gut – Andi wirkt so vertraut mit allem, wow! – er hat Wasser dabei – I love you, Baby. You know what I want! – überall Menschen auf den Straßen – sitzend, stehend, liegend – Kinder mit Schuluniformen – Staub – Autos – Autos – überall Autos – überfüllte Minibusse – teilweise aus der hinteren Tür herausstehend mit vielen Geldscheinen in der Hand – laute Zurufe – absolutes Verkehrschaos – verstehe, hier gilt das Recht des Stärkeren – was ist das für ein Geruch? – es brennt – kleine Feuerstellen, da – und da, da auch – die verbrennen Müll!!! – stimmt, keine Mülleimer – Andi erklärt mir das ein und andere – er weiß, wie ich mich im Moment fühle, weil er das auch durchgemacht hat – „laß uns Englisch sprechen, ist sonst blöd für Patrick“ - natürlich – laute Hiphop und Soul Mucke aus unserem Radio – ein alter Mann auf nackten Füßen schiebt eine Schubkarre mit Früchten an unserem Auto vorbei – lautes Lachen – viele Typen auf der Straße, die Obst an die Autofaher / Insassen verkaufen – Patrick kauft auch was – süßes Holz oder so... - eine Art inoffizielle Müllkippe hinter einer großen Plakatwand direkt an der Hauptstrasse, kleine Feuerstellen zwischen Menschen, die dort nach irgendetwas herumstochern,  freilaufende Rinder – „Siehst du das, Schatz? Hier wurde eins von Patricks Babys gefunden.“  - oh Gott, ich will was dazu sagen – LKW neben uns, lautes Gehupe von hier. Da. Dort? -Ziegen laufen an uns vorbei – Hühner am Straßenrand – ich hab noch keinen Weißen gesehen - ich schwitze –die Hitze ist jetzt Teil des Films geworden,  in dem ich gerade mitten drin stecke, und sticht nicht mehr besonders heraus – sie ist einfach nur da, wie alles andere da ist – sie verschmilzt  - mit den Menschen, dem Geschehen...mit mir! – ich weiß nicht was ich denken soll – nein, ich will nicht denken – ich will erst mal nur geschehen und wirken lassen - Karibu Kenya!!!

Nach ca. 20 Minuten sind wir in unserem low budget Hotel , nachdem uns Patrick beinahe in dem Luxusschuppen neben unserem abgesetzt hätte. „Ähm, no, Patrick, sorry, but we have the cheaper one J.“ (Nein, Patrick, wir haben das billigere J.“).

Ok, kurz die Lage checken. Hotelangestellte sind super freundlich, Zimmer sind total schön – genug gecheckt, ab unter die Dusche!!! (Nicht, dass es wirklich was genutzt hätte, nach 5 Minuten war ich wieder naß geschwitzt!).


Montag, 26.03.2012


Am darauffolgenden Montag hat mir Andi „seine“ Schule, das OVC, sowie seine Unterkunft im Salama Estate gezeigt. Es war einfach unglaublich, aber dazu wird euch Andi später mehr berichten.

Wir sind zu Fuß durch den Bombolulu Slum gegangen. Ein Fußweg, den Andi in seiner Volontärzeit jeden Tag zurück gelegt hat. Ich war wahnsinnig aufgeregt, was mich erwarten würde. Durc h seine Berichte und Beschreibungen war ich schon ein wenig auf das vorbereitet, was ich gleich sehen würde, aber es live zu sehen hat jede meiner Erwartungen gesprengt.

Vorstellungen von etwas können dem wahren Leben nie das Wasser reichen. Es sind Illusionen von einer Realität, die so lange eine Fiktion bleiben, bis man den Mut hat der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen.

Ganz ehrlich, ich fühlte mich alles andere als mutig, aber ich wollte hinschauen, sehen, wie die Menschen hier leben. Tag ein, Tag aus. Ich brauch nicht zu erwähnen, dass wir die einzigen mzungus waren. Keine Touristen, keine Hotels, keine Händler, keine Steinhäuser, keine Glasfenster, keine Türklingel, keine Briefkästen oder Hausnummern geschweige denn Namensschilder,  keine geteerten / gefestigte Straßen, keine Mülleimer,  stattdessen das, was übrig bleibt: Hütten aus Lehm und Holz, Wellblechdächer,  barfuß spielende Kinder auf den Straßen, von denen ab und zu ein freudiges Quiken und Geulke zu hören ist. Frauen in teils zerrissenen, aber dennoch farbenfrohen Sarongs, waschen Wäsche von der Hand oder bereiten gerade das Essen zu. Schutzsuchend vor der gnadenlosen Hitze der Sonne  sitzen hier und dort einige Menschen unter Vordächern oder anderen schattenspendend Möglichkeiten, harren der Dinge, erzählen sich was, lachen. Mehrere vergitterte Kioske säumen den Wegesrand der „Hauptstraße“,  jeglicher Müll liegt überall verteilt, abgemagerte und scheinbar von Überlebenskämpfen gezeichneten Katzen und relativ kleine Hühner in allen möglichen Varianten laufen umher, zum Teil liegt der Geruch von verbranntem Müll in der Luft...

Es gibt kaum geschlossene Türen, da das Leben auf der  Straße  stattfindet.  Das Leben – das Leben in Form vom nötigsten Tun, um zu über-leben.

Trotz des ganzen Elends ist mir Eins jedoch besonders aufgefallen. Während wir  durch dieses Viertel gingen, ließ es sich selbstverständlich nicht vermeiden, dass wir die Aufmerksamkeit auf uns lenkten. Aber dadurch, dass hier täglich auch andere Volontäre durchlaufen, sah man in uns nicht den gewöhnlichen Touristen. Die Menschen begegneten uns mit Offenheit und begrüßten uns herzlich und freundlich. Selbst wenn uns auch mal skeptische und zunächst distanzierte Blicke trafen, schwenkten die Gesichter schlagartig in Heiterkeit um, sobald von uns ein freundliches „Jambo“ kam. Selbst für die Kinder war es ein heiden Spaß, ihre Englishkenntnisse auszuprobieren „Mambo, how are you?“ und von uns ein „Fine, thank you. How are you?“ zu bekommen.

Später am Tag sind wir mit Mme Jane durch den Shauri Yako Slum gegangen. Aber dieses Mal bewegten wir uns  nicht mehr nur auf der (Haupt-)Straße sondern wählten  jetzt Wege  zwischen den Hütten, durch enge Gassen, wo bis dato scheinbar noch nie ein mzungu gewesen ist.

Wie soll ich das beschreiben, was ich gesehen habe? Wie faßt man Elend in Worte, um es Außenstehenden ansatzweise nahezubringen? Vielleicht ist es hilfreich zu erklären, was innerlich in mir abging. Meine Intention war es, mir ein unvoreingenommenes Bild von dem zu machen, was „sonst noch so“ auf der Welt passiert, während ich normalerweise meinem schönen Leben zu Hause nachgehe.

Obwohl ich mich immer für sehr tolerant und offen gehalten habe und edle Absichten hatte, als ich durch die beiden Slums ging, war ich ein wenig über meine aufkommenden Gefühle und Gedanken erschrocken. Es waren ganz eindeutig Reaktionen der Ablehnung gegenüber dem, was ich gerade gesehen bzw. wahrgenommen habe. Der Gestank und die Hitze  sowie der offen rumliegende Müll riefen Ekel  und tiefste Abneigung hervor. Es traten Gedanken auf wie „Gott sei dank muss ich nicht so leben.“ , „Wie können die das nur aushalten?“  „Diese Armut ist unerträglich. Wieso können die Menschen trotzdem lachen?“ „So sieht ein Leben ohne all die wichtigen Besitztümer aus, die ich zu Hause habe?“, „Aber es heißt doch immer, ich brauche nichts, um glücklich zu sein. Das, was ich jetzt gerade innerlich wahrnehme, macht mich aber alles andere als glücklich. Es ist ekelhaft und schrecklich.“, „Irgendwie fühle ich mich schuldig, weil es mir so gut geht, während andere hier ums Überleben kämpfen.“  Ein Teil von mir wollte ganz klar schnellstmöglich von hier weg. Weit weg von dem Leid und zurück zum schönen Leben. Dieser Teil hat scheinbar Angst vor dieser Seite des Lebens.

Aber das war nicht alles, was innerlich in mir passierte. Ein anderer Teil von mir jedoch wollte bleiben und hinschauen. Er war fest entschlossen  auszuhalten, was die hier lebenden Menschen ununterbrochen ertragen müssen, weil sie außerhalb kein „schönes  Leben“ haben. Außerhalb des Slums, in der „echten Welt“, in der wir im Westen leben.

Warum fällt es uns Außenstehenden so schwer einfach nur mal hinzuschauen? Teilzuhaben an dem Leben, dass es auch noch gibt auf unserer Welt? Liegt es wirklich an dem Leid, dass man sieht? Fürchtet man tatsächlich dieses Leid oder liegt es eher an der eigenen Reaktion auf dieses Leid? Ja, es ist unangenehm Ekelgefühle und Angst auszuhalten,  Schuldgefühle zu ertragen und dem wahren Leben, mit all seinen Facetten vis à vis zu begegnen. Aber so ist es nunmal. Wenn ich ernsthaft etwas verändern möchte, muß ich mir erst mal einen Lageüberblick verschaffen und hinsehen. Ich muß akzeptieren was ist, ob es nun mit angehmen oder unangenehmen Gefühlen verbunden ist.

Die Slums wirken auf mich wie kleine abgeschlossenes Systeme  in einem großen System. Wie Welten in einer bereits bestehenden Welt. Abgegrenzt vom Rest der Stadt. Hier gelten eigene Regeln und Gesetze und doch muß man irgendwie den Kontakt nach draußen halten, um zu überleben.

Weil die hier lebenden Menschen um die allgemein herrschende Nichtakzeptanz und Ablehnung von „draußen“ wissen, schotten sie sich scheinbar in solchen Slums ab.

Wir draußen wiederum wissen, wie unangenehm die Konfrontation mit dem Elend ist, also bleiben wir lieber fern davon.

Also, wie kann man nun diese beiden Welten zusammen führen? Ich sag euch was, wir müssen nichts zusammenführen, weil wir schon lange EINE Welt sind. Es bedarf lediglich des Hinschauens und der erste Schritt ist schon mal getan. Hinschauen bedeutet „Ich habe ernsthaftes Interesse an dir und am wahren Leben.“ und der Gesehene erkennt  „Da gibt es Menschen, die interessieren sich für mich. So wie ich bin. Vielleicht brauch ich mich nicht abzuschotten.“

Die Reaktionen der Menschen, die zunächst einen skeptischen und vorsichtigen Blick auf uns richteten und dann von jetzt auf gleich ins Gegenteil umschwenkten, waren der beste Beweis dafür. Ebenso wie die Erkenntnis für mich, ja, ich kann es aushalten hinzuschauen und dafür dann auch noch mit einem (ach was sag ich, mit vielen) herzlichen „Jambos“ belohnt zu werden. Hingucken ist manchmal wirklich unangenehm, aber es bringt nicht um. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dem wahren Leben noch nie so nah gewesen zu sein. Das soll jetzt kein Aufruf  sein „Hey, müßt alle unbedingt nach Afrika kommen, denn nur so könnt ihr die Welt verbessern.“ So soll das von mir dargestellte nicht zu verstehen sein, denn es gibt auch genug Leid in unserer schönen Welt. Und sei es nur jemand zuzuhören, dem es schlecht geht. Einfach nur da sein und ernsthaftes Interesse an dem jenigen bekunden und ihn zu akzeptieren, so wie er jetzt gerade ist, mit all seinem Kummer. Und schon gibt’s wieder einen Menschen mehr, der sich nicht abzuschotten braucht – wo auch immer.  Dazu bedarf es keiner langen Reise in einen anderen Kontinent.

Ich habe darauf verzichtet durch den Slum zu laufen und sämtliche Fotos für das Fotoalbum oder die Welt da draußen zu machen, weil ich es für mehr als unangebracht hielt, diese Menschen wie Tiere in einem Zoo zu fotografieren . Außerdem  gibt es  genug Bilder von solchen Slums und jeder hat in etwa eine Vorstellung davon, wie es dort aussieht. Ich habe versucht, meine Erfahrungen so detailgetreu wie möglich darzustellen, aber sie werden nie eure eigenen Wahrnehmungen ersetzen können.

Am Samstag bin ich in Kenia angekommen und bis Dienstag habe ich gebraucht, um auch mental anzukommen.

Kwa heri na tutaonana upesi  :-)  (Auf wiedersehen und bis bald),

Astrid

Donnerstag, 22. März 2012

Die finale Woche bei GVI


Der Start in die letzte Woche bei GVI

Montag war ein guter Schultag. Ich habe die Unterschiede zwischen To, Two und Too dargestellt, kurz römische Zahlen vorgestellt und die Kontinente der Erde und deren Eigenschaften wiederholt. Während der “Creative-Arts“-lesson sollten die Kids entweder malen oder schreiben, was im Leben wirklich wichtig ist. Da viele erstaunlicherweise ein Bidl von einem Auto gemalt haben, gab es anschließend von mir noch eine kleine Ansprache... :-) Zum Ende der Stunde hat mir Samson (hier verweise ich auf meine früheren Beiträge) einen bewegenden Brief ausgehändigt, den er mir in dieser Stunde geschrieben hat. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass über die Hälfte meiner Klasse ihre neuen Bücher in Zeitungspapier u.ä. eingebunden haben. In der Situation habe ich gezeigt, dass ich auch sehr gut Loben kann, und Dienstag waren es sogar schon ein paar eingebundene Bücher mehr. Fand ich echt super. Mr Joseph habe ich anschließend 8 Fußballtrickots ausgehändigt.

Ich erfuhr am Montag nachmittag, dass Patrick Nowicki einen kleinen Zeitungsartikel über mein Vorhaben in Kenia in der Eschweiler Zeitung geschrieben hat, bezugnehmend auf das Karnevals-“Kengeleed“ meiner Brüder, welches ich meiner Klasse präsentierte. An diesem Tag gab es über 370 Seitenaufrufe. Darüber, und über die mittlerweile insgesamt knapp 1700 Seitenaufrufe, freue ich mich natürlich sehr.


Dienstag im Precious Vision Care Centre

Dienstag habe ich meinen Schülern einen Englischtest schreiben lassen, bestehend aus einem doppelseitigem Blatt mit diversen Aufgaben, für das sie eine ganze Doppelstunde benötigt haben. Es war viel Arbeit, das alles zu korrigieren. Aber für so etwas kann man ja zum Strand fahren... :-)

Mr Joseph teilte mir mit, dass bei den ganzen Examensarbeiten, die vergangene Woche im ORC geschrieben wurden, die Englisch-Examen die einzigen waren, bei denen (zumindest) 2 Schüler 100 % erreicht haben - was in anderen Fächern nicht der Fall war.

Dienstag habe ich nach der Schule das Precious Vision Care Centre (PVCC) besucht, um in den dortigen Klassenräumen 3 meiner mitgebrachten Weltkarten aufzuhängen. Die Kids hatten dort wirklcih nichts anderes in den Räumen hängen. Jetzt hängt in Standard 3, 4 und 5 jeweils eine Weltkarte mitten auf der hinteren Betonwand.

Madam Jane, die Leiterin des PVCC, hat eine finanzielle Spende von mir bekommen und sich wahnsinnig gefreut. Ich glaube, sie hätte vor Freude am Liebsten getanzt. Sie meinte direkt, dass sie jetzt mit dem Kauf bzw. dem Auftrag für das Nähen von weiteren Schuluniformen fortfahren kann; einige wenige Schüler/innen haben noch keine Uniform. Madam Jane sagte mir, dass sie sich nach unserem anfänglichem Besuchstag vor 3,5 Wochen gewünscht hätte, dass ich im PVCC eingeteilt würde. Ich habe ihr von der künftigen Anreise von Astrid und unserer anschließenden gemeinsamen Urlaubswoche in Mombasa berichtet und sie bot uns, also Astrid und mir, ganz unabhängig von GVI, an, für einen Tag in der kommenden Woche ihre Klasse Standard 3 zu unterrichten, für die sie keinen Volontär habe.

Ich mochte Madam Jane vom ersten Moment des Kennenlernens an sehr. Es war ein sehr bewegender Moment für mich, als sie mir und den anderen damals neuen Volontären von der Entwicklung des PVCC berichtete. Man hört mehr als deutlich, dass ihr Herz spricht. Sie ist ein wirklich toller Mensch.


Mittwoch - eine neue Erfahrung in einem Slum von Mombasa

Um zunächst mal von meinem Schultag zu berichten: Mittwoch morgen habe ich, nachdem der Unterricht gut geklappt hat, meiner Klasse das Kengeleed ein weiteres Mal vorgeführt, und zwar 2x hintereinander. Wie beim ersten Mal vor einer Woche waren alle von den Socken und haben sogar fehlerfrei getanzt. Am Ende jeden Refrains wurde dann immer gemeinsam gerufen “Our heart - is free for you!“. Auch Mr Joseph, der das ganze Spektakel mitbekommen hat, musste mit mir nach vorne und vortanzen - sehr zur Belustigung der Kinder.

Ich hoffe, ihr erinnert euch an Julius - ich habe etwa 3 oder 4 Beiträge zuvor von ihm berichtet, als ich ihm das Schwimmen beibrachte. Mittwoch nachmittag kontaktierte er mich, da sein 18-jähriger Bruder Mandela, der vor ca. 2 Wochen von Kisumu nach Mombasa kam, um hier zu leben, krank war und er meine Hilfe benötigte. Ich vertraue Julius und ich weiß, dass er die Wahrheit sagt. Ich traf mich mit ihm und er führte mich in sein “Haus“, welches erstaunlicherweise mitten im Slum liegt. Wenn man Julius sieht bzw. kennen lernt, glaubt man nicht, in welchen ärmlichen Verhältnissen er lebt. Das hätte ich absolut nicht erwartet - ich war sehr geschockt. Er lebt wie gesagt mitten im Slum, und sein “Haus“ besteht aus dem dort “Slum-üblichen“ Material. Stein auf Stein, ein bisschen Zement, ein Wellblechdach und fertig. Sein “Haus“ besteht weiterhin aus insgesamt 1 Raum, etwa 10-15 m² (!) groß, in welchem sich hauptsächlich eine Schaumstoff-“matratze“ befindet. Von einer Wand zur anderen ist durch den Raum gehend eine Schnur gesponnen, auf welcher sich ein paar wenige Klamotten befinden. Ich würde tippen, dass das etwa zur Hälfte meine Klamtten waren; ich habe ihm vor ein paar Tagen ein paar T-Shirts von mir gegeben. Mittwoch war auch schon das 2. Mal, dass er eines dieser T-Shirts von mir trug. Erschreckend. Sonst befand sich außer ein paar leere 10-L-Wasserflaschen nicht viel in dem Raum. Und ja, dieser Raum war der einzige zur Verfügung stehende Raum für Julius, in seinem “Haus“. Und ja, dies teilt er sich momentan auch mit seinem Bruder (bis auf unbestimmte Zeit). Ich ar beite die ganze Zeit schon im Slum, aber von dieser neuen Erfahrung war ich wirklich sehr geschockt. Ihr könnt es euch einfach nicht vorstellen. Das war unfassbar, zu sehen, in welchen Bedingungen Menschen leben müssen. Um auf Mandela zurückzukommen: Julius führte mich also in sein Haus, ich machte mir ein Bild von dem auf der gelben Schaumstoffmatratze liegenden Mandela. Er klagte hauptsächlich über Durchfall und Übelkeit. Ich versorgte ihn mit Medikamenten aus Micha Huppertz Stadtapotheke, so dass er für die nächste Zeit genügend Vorrat hat. Ich glaube, das wird helfen.

Julius verdient in seinem Job als Guard am Tor von Salama Estates mit 12-Std.-Tages- u. Nachtschicht, und zwar ca. 6x/ Woche, 5000 KES (Kenianische Schilling) monatlich, was umgerechnet etwa 47 € entspricht. Er kann damit, wie er mir auf Nachfrage sagte, die Miete für sein “Haus“ bezahlen (ich glaube 3000 KES), und von dem Rest muss er “leben“. Er sagt, dass sie ab und zu trotz Hunger nichts zu Hause essen (können). Ich habe mich in den letzten Tagen ausführlich mit ihm über dessen Job und seinem Verdienst unterhalten; augehend davon, da er mir erzählte, dass er gerne eine Mechaniker Ausbildung machen möchte, die zwei Jahre lang dauert und die ihm anschließend einige Türen öffnet. Um dieses Studium bzw. diese Ausbidlung allerdings starten zu können, muss er einige Gebühren zahlen, wozu er nicht in der Lage ist. Ich habe ihm dazu geraten, den Job zu wechseln. Für Mittwoch, seinen (einzigen) freien Tag, hat Julius von mir “Hausaufgaben“, wie ich es scherzhaft nannte, bekommen. Die hat er auch erledigt: Er ging zu diversen privaten Security-Unternehmen und fragte dort, was man verdient, was man benötigt, um angenommen zu werden, ob Leute überhaupt gesucht werden, wann kann eingestellt werden etc... Er hat herausgefunden, dass die Firma “Securex“ nicht nur einen guten Namen hat, sondern auch 12.000 KES pro Monat zahlt. Das wäre eine enorme Verbesserung. Er benötigt dazu diverse amtliche Papiere, wie Führungszeugnis, etc. sowie eine Bankverbindung. Um dies alles beantragen bzw. besorgen zu müssen, benötigt er etwa 3000 KES (also ca. 28 €), die er nicht hat. Ich habe ihm aber von Anfang an gesagt, dass ich ihn bei dieser Sache finanziell unterstütze. Er ist somit gerade dabei, die benötigten Unterlagen zu besorgen. Wenn alles klapt, könnte Julius am kommenden Montag bei Securex anfangen. Also.... Daumen drücken! Das würde, so wie ich es mir erhoffe, eine langfristige und nachhaltige Verbesserung bewirken. Ach ja, für seinen arbeitslosen Bruder gilt übrigens das Gleiche - ich helfe ihm in finanzieller Sicht dabei, die benötigten Unterlagen zu bekommen, die er für diesen (nicht schlechten) Job benötigt.
Julius ist als eingefleischter (Shotokan-) Karatefan übrigens schon in totaler Vorfreude darauf, in den kommenden Tagen Astrid kennen zu lernen, die ja den 2. DAN, also den 2. schwarzen Gürtel besitzt.


Der heutige Schultag

Heute, also Donnerstag, war ein guter Schultag. Auch wenn die Tests nicht so gut ausgefallen sind, bin ich mit meinem Stoff ganz gut vorangekommen. Und ich glaube, dass die Kids die ganzen Dinge nun auch besser kapiert haben. Bis auf eine Handvoll Ausnahmen haben alle Kids ihre Hausaufgaben gemacht, was mich gefreut hat. Habe heute in der letzten Schulstunde, in meiner letzten richtigen Schulstunde, noch mal eine kurze knappe Wiederholung von den wichtigsten Dingen, den wichtigesten Unterschieden, den wichtigsten Regeln, wann man was benutzt, gegeben, und ich habe auch den Eindruck, dass das gut geklappt hat. Ich habe den Kids noch mal eine Moralpredigt gehalten und auch immer wieder auf das Buch verwiesen, was sie nun für sich haben und womit sie immer, auch zu Hause, lernen können.

Ich werde etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass heute Donnerstag ist. Der Donnerstag. Heute abend ist das Abschlussessen von GVI angesagt, und morgen ist eigentlich nur noch Verabschiedungstag. Für die morgige English-lesson haben sich die Kids auf meine Nachfrage hin C.A., also Creative Arts gewünscht - mit anderen Worten, sie wollen ein Bild malen. Bin mal gespannt wie der morgige Abschied wird... ABER... ich freue mich auch gleichzeitig wahnsinnig darüber, dass ich übermorgen, also Samstag, meinen Schatz wieder in den Armen halten kann. Ich werde Astrid vormittags vom Flughafen abholen, dann gehts zu unserem Hotel nach Bamburi (Bamburi schließt sich unmittelbar nördlich an Nyali an).


Das war wiedermal viel Text, und das Lesen soll wie immer mit eindrucksvollen Fotos belohnt werden!  :-)

Hier schreibt meine Klasse gerade den Englischtest. So lieb und brav ein schlafendes Baby ist, das sonst permanent schreit, so lieb und brav ist auch meine Klasse während dieser knappen Doppelstunde Englisch :-)

Hier bin ich beim "1:1-Reading" mit Dita aus Standard 4. Dita ist echt ein klasse Kerl, der mir ans Herz gewachsen ist. Vor etwa 2 Wochen habe ich von ihm das Armband geschenkt bekommen, welches ich am re. Handgelenk trage


"1:1-Reading" mit Sheila und Vicus aus Standard 7

Und - wie beim letzten Mal - das Beste zum Schluss! :-)
(Video)



In diesem Sinne,

ich freue mich auf meinen Schatz, ich freue mich auf eine ganze Woche Urlaub, und zu aller erst freue ich mich heute abend auf ein kaltes Tusker! :-)


Euer Andi

Sonntag, 18. März 2012

Die 3. Woche und das 3. Wochenende in Tiwi


Schulalltag - Dienstag, 13.03. bis Freitag, 16.03.

Jambo Rafikis! Habari yako? Mzuri sana, hier alles bestens. Zunächst mal möchte ich mich bei euch allen für die ganzen tollen Kommentare bedanken - ihr seid super!! Ich freue mich sehr darüber - asante sana, vielen dank!!
Ja, das war wirklich ein Bombenstart in die Woche, vergangenen Montag.

Die restlichen Schultage haben auch ganz gut geklappt. Ich bin mit meinem Stoff recht gut voran gekommen; in der vergangenen Woche habe ich neben “present tense“ und “past tense“ (also -ed Endung, -d Endung, sowie die ganzen speziellen Worte wie run-ran, sleep-slept, catch-cought, come-came etc.) auch versucht, die Unterschiede zwischen “is“, “are“, “was“ und “were“ sowie “There was“ und “There were“ zu vermitteln. Ich dachte auch eigentlich, dass das alles gut geklappt hat.


Examensarbeiten

Diese Woche war allerdings auch davon geprägt, dass in allen Klassen “exams“ geschrieben werden mussten, also (kleine) Tests, und zwar ein paar verschiedene pro Klasse / Standard. So habe ich auch, teils mit Standard 1 oder mit meiner Klasse Standard 3 die Reading-Tests gemacht. Jeder “student“ bekommt “standard-gerecht“ ein Blatt ausgehändigt mit 25 Wörtern, die er korrekt lesen muss. Liest er ein Wort falsch, weise ich ihn drauf hin und er bekommt einen letzten Versuch. Hat manchmal gut geklappt, ab und zu allerdings auch gar nicht. Hätte ich nicht gedacht und das war auch etwas erschreckend für mich. Ich spreche hier hauptsächlich von den Tests mit Standard 1; da gibts einige Schüler, die die Wörter einfach runterlesen können, aber auch einige, die es gar nicht können.

Neben Wissenschaft haben die Kids auch einen Englischtest schreiben müssen. Den Test meiner Klasse habe ich zur Korrektur bekommen. Das war ein doppelseitiges Blatt mit 50 kleinen Aufgaben, z.B. fehlende Buchstaben in Wörtern füllen, das jeweilige Gegenteil schreiben, Plural schreiben, Steigerungen, und auch 6 Worte von “present tense“ in “past tense“ umwandeln. Das, insbesondere das Letztgenannte, hat bei Vielen alles andere als hingehauen. Als ich mit der Korrekur der Tests am Mittwoch abend begonnen habe, war ich einerseits erschrocken, aber auch etwas verärgert. Das hat auch Laura, eine meiner Ansprechpartner von GVI hier im Haus, gemerkt und mich mit den Worten “das ist das erste Mal, dass sie past tense lernen“ (natürlich nicht in Deutsch :-) ) wieder beruhigt.


Weltkarten

Mittwoch habe ich die ersten beiden meiner insgesamt neun mitgebrachten Weltkarten in zwei Klassenräumen aufgehangen; natürlich eine im Klassenraum meiner Klasse, sowie eine in dem von Standard 8. Nächste Woche werde ich drei Weltkarten zur anderen Schule bringen, in der wir, Volontäre von GVI, ja auch arbeiten. Das ist, wie schon im 2. Eintrag (“Gettin‘ started“) erwähnt, das Precious Vision Care Center im Slum namens Shauri Yako, erreichbar in einem 20-minütigen Spaziergang vom Volontärshaus aus. Die restlichen vier Karten gehen mit nach Nairobi (bzw. Limuru). Standard 3 hat mittlerweile schon ihre erste Geographie-Stunde hinter sich... :-)


Bücherbesorgung

Dienstag und Donnerstag nachmittag war ich in Mombasa-Town unterwegs, um die Schulbücher zu besorgen. Donnerstag hatte ich sie dann auch endlich alle komplett zusammen. Die Schüler meiner Klasse bekommen 2 Bücher von mir. Das eine habe ich (der Headteacher wollte es dabei belassen) so besorgt, dass es nun mindestens 1:2 in der Schule verfügbar ist; sprich, wenn es in der Klasse ausgeteilt wird, können sich 2 Schüler ein Buch teilen. Glaubt mir, dass allein ist schon eine wahnsinnige Verbesserung. Zuvor gab es davon insgesamt 12 Exemplare; in der Klasse teilen sich die über 40 Schüler 14 Tische bzw. Schulbänke. So muss ich immer, wenn ich mit den Büchern arbeiten will, 2 Tische sprengen. Die Schüler hängen dann teilweise zu viert in den Schulbänken und versuchen, in das Buch zu gucken. Also, das ist jetzt anders. Das andere Buch “durfte“ ich, so wie ich es wollte, so oft besorgen, dass jeder Schüler ein eigenes Exemplar für sich hat. Damit sind die Schüler von nun an in der Lage, ihr Buch mit nach Hause nehmen und dort damit lernen zu können. Also echt, mit kleinen simplen Dingen viel erreichen. Ich glaube das habe ich mit diesem Kapitel geschafft.

Freitag morgen wurden die Bücher mit Unterstützung von dem “richtigen“ Lehrer von Standard 3, Mr Joseph, der die Kids in Swahili und Wisseschaft unterrichtet, ausgeteilt, nachdem sie von Mr Lucas, dem Headteacher, gebührend angepriesen wurden. Ich notierte in jedes Buch eine Nummer und, so wie ich es sollte, meinen Namen, und Mr Joseph erstellte eine Liste, wer welches Buch bekommt. Ihr könnt mir glauben, die Kids waren megaglücklich und ich schaute in strahlende Gesichter. Oft hörte ich “thank you“. Das war ein wirklich toller Moment für mich. Ich habe auf die Dinge verwiesen, die ich den Kids bzgl. "Responsibility" vermittelt habe. Sie sollen auf die Bücher achten und gut mit ihnen umgehen; sie sollen weiterhin die Bücher dann wieder zurückgeben, wenn sie die Standard-3-Klasse schaffen und nach Standard 4 wechseln, damit neue Schüler von den Büchern profitieren können. Das haben mir die Kids versprochen. Obs zu 100 % klappt wird sich zeigen. Ein Versuch ists wert! :-)

Am gleichen Tag habe ich in einer ruhigen Minute noch eine Unterhaltung mit Mr Joseph gehabt. Ich informierte ihn darüber, dass ich 8 Fußballtrickots mitgebracht habe und dass er dafür der richtige Ansprechpartner ist. Er hat sich sehr darüber gefreut, das zu hören. Montag, also morgen, bekommt er sie. Asante sana, Sebastian! Mr Joseph erzählte mir, dass er sehr froh darüber ist, was ich hier alles mache. Er sieht, wie glücklich ich die Kinder mache und ist davon sehr begeistert. Weiterhin hat er mir die Bedeutung des Olive’s Rehabilitation Centre- Grundsatzes - “Love never fails“ - erklärt und und und... ich krieg alles gar nicht mehr zusammen - ich weiß nur, dass das Gespräch sehr persönlich, vor allem aber sehr emotional bzw. bewegend für mich war... zugegeben - ich musste schlucken... Das zählt zu den, ich nenne sie mal, Highlights; das sticht heraus.


Wochenende in Tiwi

Nicht so gut war, dass ich von Mittwoch morgen bis einschließlich Donnerstag abend krank war. Mich hats total erwicht und ich war superschlapp und bin rumgelaufen wie ein Zombie. Morgens hab ich in der Schule meine Pflicht erfüllt und Nachmittags habe ich abgesehen von Weltkarten aufhängen, Bücher in Mombasa besorgen und ca. 2 Stunden Tests korrigieren auch nur rumgelegen und geschlafen. Freitag morgen war ich wieder aufm Dampfer. An dieser Stelle einen Gruß an Micha Huppertz‘ Stadtapotheke! :-) Da es mir Freitag also wieder deutlich besser ging, entschied ich mittags spontan, übers Wochende nach Tiwi zu fahren, 25 km südlich von Mombasa. 

Tiwi bzw. Tiwi-Beach ist die “kleine, ruhige Schwester zum ca. 3 km südlich liegenden Diani-Beach“, wie es im Reiseführer heißt. In Diani-Beach halten sich die meißten Touristen auf. Ich wollte aber einfach nur Palmen, Strand, Meer und Ruhe. Somit bin ich zur Twiga-Lodge am Tiwi-Beach gefahren, was sich als eine echt super Entscheidung herausstellte. Ich wusste allerdings Freitags noch nicht, wie lange ich dort bleibe und tendierte Freitags noch dazu, Samstag weiter zu fahren, um noch etwas anderes zu sehen. Nach einer ersten Nacht in einem gaaaaanzen Zimmer für mich allein :-) , und das für ca. 15 € pro Nacht (nein, Kenia ist generell nicht günstig, v.a. nicht für mzungus; die Unterkunft / die Twiga-Lodge war eben nur günstig), habe ich nach einem megaguten Frühstück gegen 11:00 Uhr damit begonnen, die restlichen Englischtests meiner Klasse zu korrigieren. Als ich damit fertig war, kamen noch die Tests von Standard 8 dran. Ich hatte mit etwa 2 Stunden Arbeit gerechnet - tatsächlich fertig war ich nach 5 Stunden, also gegen 4 p.m. Einige Tests meiner Klasse sind wirklich schlecht ausgefallen; von den 41 korrigierten Tests waren lediglich 7 über 90 % (also 45/50 richtigen Antworten und drüber) - dazu gehörte zu meiner Freude auch Samson Otieno (das ist der Schüler, der den, ich nenne ihn mal bewegenden Aufsatz geschrieben hat; siehe 2 oder 3 Einträge vorher). Ach ja, das Bild ist unten nicht zu groß geraten - der Sand war wirklich so weiß! :-)


Als ich dann gegen 4 p.m. mit den Tests fertig war, entschied ich mich dafür, in der Twiga-Lodge zu bleiben. Ich habe nur, einerseits um Geld zu sparen und andererseits weil ich auch etwas scharf drauf war, die Art meiner Unterkunft gewechselt. Die nächste Nacht in diesem fast menschenleeren Areal (fast schon paradiesisch) verbrachte ich in einem Zelt am Strand. Dazu gabs auch einen eigenen Robinson Cruesoe - Stuhl. :-) War wirklich ein tolles Wochenende! Ich habe hier das bekommen, was ich wollte, und war auch mal wieder froh, nur für mich zu sein.


Auf dem Rückweg heute mittag Richtung Norden habe ich mich wiedermal gefragt, wo all die (anderen) mzungus eigentlich sind. Wie immer, wenn ich unterwegs bin - weit und breit kein Weißer. Urlaubsreiseziel Kenia? Die Touristen scheinen wohl tatsächlich alle in den Resorts (wie z.B. in Diani) zu hängen. Aber soo viele können das irgendwie auch nicht sein. Egal, was heißt egal, ich finde das sogar irgendwie gut - weit und breit bin ich auf den Reisen immer der einzige mzungu und die Menschen sind mir so freundlich gesinnt. Einfach beeindruckend. So etwas habe ich einfach -absolut- nicht erwartet.

Eine Sache möchte ich noch kurz loswerden. Vielleicht ist das hier sogar eine richtig gute Stelle dafür. Ich habe vor knapp einer Woche eine E-Mail von Mutter Wings bekommen, in der sie mir u.a. auch davon berichtete, dass die Menschen zu Hause (in Dürwiß bzw. in Eschweiler) mitten in den Vorbereitungen für den Aufmarsch gegen Rechts stecken, der am 31. März in Eschweiler stattfinden wird. Ich fand das so krass zu lesen; ich war wirklich etwas schockiert. 2 Wochen habe ich bis dahin in dieser fremden Welt gelebt, oft als einziger Weißer bei den freundlichen Schwarzen (aber das ist hier nicht der Punkt), und ich habe Einiges aus meinem Alltag zu Hause komplett verdrängt und keinen Gedanken daran verschwendet - so nenne ich es jetzt mal. Dazu zählt allen voran auch meine Arbeit. Ich bin sehr froh darüber, mir in den nächsten knapp 2 Monaten keine Gedanken über Fußballspiele oder vor allem Rechts-/Links-Demos machen zu müssen. Zum ersten Mal wieder von ... “so etwas“ zu hören, war alles andere als toll. Das scheint so fern ab, so unwirklich, so unglaublich, ich kann das gar nicht in Worte zu fassen. Wenn ich über diese Brut nachdenke, werde ich so unfassbar wütend und ich hoffe, dass ich damit in Zukunft auch noch, ich nenne es mal, professionell umgehen kann. So ok, das wars - ich weiß, das mag hier nicht der richtige Platz für so etwas sein, aber das musste ich einfach mal loswerden. Ich bitte euch auch darum, keine Nazi-haltigen Kommentare zu verfassen. Ich habe Dampf abgelassen und das ist jetzt auch gut so.

Aber, wie immer, ich freue mich immer von euch zu hören!! :-)

Hier ists jetzt etwa 18:00 Uhr und ich muss heute abend noch einige Vorbereitungen für die kommende Woche treffen sowie die Englischtests von entw. Standard 6 oder 7 korrigieren. 


Bis bald,

Andi