Mittwoch, 18. April 2012

Ein neuer Blickwinkel


Donnerstag in der Mukeu School, Freitag im Body of Christ Orphanage

Wie schon in meinem letzten Blogeintrag angekündigt haben Astrid und ich die Mukeu School auf den Kopf gestellt und gründlich gereinigt. Brian war der Einzige, der noch von den Kids auf dem Gelände herumlief; die anderen Kinder wurden bereits am Vortag von ihren Eltern bzw. Familien abgeholt, um die Ferienzeit bei ihnen zu verbringen. Kurz nach mittag war auch dieses Kapitel für Astrid und mich (leider) beendet.

Den anschließenden Freitag morgen haben wir im Rahmen der dann immer in einer der umliegenden Schulen stattfindenden "Gemeinschaftsaktivität" in dem Body of Christ Orphanage verbracht. An diesem morgen / vormittag haben wir zunächst auf dem Limuru-Market Obst für alle Kinder gekauft; anschließend wurden Luftballon- oder Handmalspiele durch uns veranstaltet. Es war schön, die Freude in den Augen der Kinder zu sehen, und ebenso eine neue Örtlichkeit kennen zu lernen.


 Ein letztes gemeinsames Wochenende

Astrid und ich hatten ein wirklich erstklassiges letztes Wochenende zusammen. Freitag mittag sind wir in den knapp 1,5 Stunden Fahrt entfernten Hell’s Gate National Park gefahren. Dort sind wir mit geliehenen Fahrrädern durch den Park gefahren, und zwar inmitten der dort lebenden und somit frei herumlaufenden Büffelherden, Zebras, Antilopen, Pumbas (Wildschweine aus “König der Löwen“) und Giraffen. 
 
Das war wirklich toll, und auch ganz anders als bei den “üblichen“ Safaris, bei denen man den permanenten “Schutz“ eines Fahrzeugs hat. Wir waren frei mit den Tieren und das hat teilweise auch zu Herzklopfen geführt - so z.B. wenn unser Weg mitten durch eine große Büffelherde führte... Die ebenfalls im Park lebenden Hyänen konnten wir allerdings leider nicht sehen. 



Nach etwa 40 Minuten Fahrt gelangten wir an den Punkt, von dem wir eine geführte Wanderung durch die Schluchten des Hell’s Gate machten, mit den von den umliegenden Hügeln herunterlaufenden "heißen Quellen" (aufgrund des dortigen Vulkans megaheißes Wasser), inklusive einem abschließenden Besuch eines Maasai-Dorfes auf einem Hügel, mit einem atemberaubenden Blick über das ganze Land (Kenia hat 42 Tribes/ Stämme; der bekannteste, der allerdings nur etwa 2 % der Bevölkerung ausmacht, sind die Maasai; der mit ca. 22% größte Tribe sind die Kikuyu, die hier v.a. in Limuru und Umgebung sowie in den Central Highlands rund um Mount Kenya leben; dann gibts noch Luo (Obama’s Vater), Kamba, etc). 
Auch Samstag haben wir einen wirklich tollen Ausflug gemacht, den wir wohl nicht vergessen werden.

Sonntag morgen war dann leider der Zeitpunkt der Verabschiedung gekommen; ich habe Astrid zum Flughafen gebracht....


Ein neuer Start in die 8. Woche

Wie ich in meinem vorherigen Blogeintrag erwähnt habe, sind die Kinder der Mukeu School aufgrund der Schulferien nun bei ihren Eltern bzw. Familien. Ich habe African Impact über meine bisherige Erfahrung berichtet und ihnen mitgeteilt, dass ich auch gerne weiterhin unterrichten würde, ggf. in sog. Holiday Clubs. Montag morgen habe ich allerdings erfahren, dass ich von nun an dem LCC, dem Limuru Children Centre, zugeteilt werde.

Unvoreingenommen an die Sache herangegangen habe ich im LCC allerdings schnell gemerkt, dass hier kein tatsächlicher Nutzen für mich da war - jedenfalls längst nicht so, wie ich es gewohnt war. Zunächst eine kurze Beschreibung: das LCC ist einerseits ein Waisenhaus, aber auch eine Anlaufstelle für andere Kinder. Unterrichtet wird hier nicht - abgesehen von einigen wenigen Vorschulkindern in einem dortigen Klassenraum (in dem momentan allerdings viele Gegenstände verstaut sind). Wenn keine Schulferien sind, befinden sich die meißten Kinder in den umliegenden Schulen, so dass sich dann kaum Kids im LCC befinden. Was ich mit meiner bisherigen Erfahrung sagen kann, ist, dass es die Kinder im LCC VERHÄLTNISMÄSSIG gut haben. Okay, einige der Kinder sind Waisen, einige der Kinder tragen das HI-Virus in sich. Dennoch bleibe ich bei meiner Aussage. 

Im LCC arbeiten 4 Frauen, davon 3 hauptsächlich in der Küche. Gibt es Volontäre im LCC, besteht deren hauptsächliche Aufgabe bzw. Arbeit einerseits aus dem Sortieren von Bohnen, sowie Mais und Reis; sprich Dreck entfernen, dann entscheiden, welche Körner/Stücke gut sind und welche schlecht; andererseits helfen die Volontäre dort auch beim Abwasch. Insgesamt muss ich sagen, dass der erste Tag im LCC nicht gut war; dabei muss ich allerdings im Hinterkopf behalten, dass dies nur die Regel entspricht, da bei all meinen bisherigen ersten Tagen dieser Tag eher schlecht als gut war. Alle Projekte haben sich bisher allerdings als eine Bereicherung erwiesen. Aller Anfang ist eben schwer. Aber mich hat am Montag dennoch die Frage beschäftigt, “ist es das, was ich die nächsten 2 Wochen, die letzten 2 Wochen machen möchte?“. Einerseits werfe ich ungern das Handtuch, aber ich muss auch mit Bestimmtheit sagen, dass ich als Volontär gerne gebraucht werde, so wie es bisher der Fall war, und nicht nur meine Zeit absitze. Als ein Gespräch mit einem anderen Volontär, der bisher ebenfalls im LCC eingeteilt war, ergab, dass das oben Geschilderte tatsächlich der tagtäglichen Arbeit entspricht, Essen sortieren und abwaschen, wobei die Kinder manchmal auch gar nicht vor Ort sind, habe ich beschlossen, das Projekt zu wechseln.

Da es zur jetzigen Ferienzeit wohl keine Projekte gibt, in denen ich als Lehrer gleichermaßen benötigt und gefordert werde, habe ich am Dienstag morgen in einem Gespräch mit African Impact darum gebeten, für meine restliche Zeit in einem Krankenhaus eingesetzt zu werden. Ich erhoffe mir von dieser Veränderung vor allem, einen ganz neuen Blickwinkel, eben eine ganz neue Erfahrung zu machen. Nachdem AI mir zusicherte, sich darum kümmern zu wollen, ging es für mich für diesen Tag noch zum LCC. Ich habe das Beste aus dem Tag gemacht; so habe ich für die dann anwesenden Kinder z.B. eine Luftballon-Party geschmissen und im ca. 20 Minuten Fußweg entfernten Feld beim Säen von Bohnen und Mais geholfen.

Nachmittags bin ich nach Limuru-Town gefahren und habe mich dort nach über 2-monatiger Abstinenz hemmungslos einem Frisör hingegeben, der mich für umgerechnet 1,90 € endlich wieder in einen vernünftigen Menschen mit militärisch korrektem Haarschnitt verwandelt hat. :-)


Karuri Health Center

Am Mittwoch morgen (heute) war es dann soweit - African Impact hat meinem Wunsch entsprochen und mich von nun an dem Karuri Health Center zugeteilt. Auch wenn ich nicht wusste, was mich dort erwartet, war ich wirklich froh, heute morgen alleine im Bus zu sitzen, um dorthin gefahren zu werden. Diese überschaubare medizinische Einrichtung liegt, wie deren Name schon sagt, in Karuri - einem kleinen Ort 11 km von Limuru in südöstlicher Richtung entfernt (was einer Fahrt von etwa 20 Minuten entspricht) auf dem Weg nach Nairobi. Der CBD von Nairobi ist von Karuri nochmal ca. 13 km entfernt. Das Karuri Health Center ist eine Einrichtung für diverse Anlässe; wenns allerdings ernst wird oder um ernstere Angelegenheiten geht, wird der/die Patient(in) in das nächst gelegene Krankenhaus gebracht.

Im Health Center angekommen machte die Leiterin Margaret zunächst einen kurzen Rundgang in den insgesamt 2 nebeneinander liegenden Gebäuden mit mir. Dann wurde ich, mit meinem tollen neuen weißen Kittel, dort für heute und morgen der Mutter/Baby-Station zugeteilt. Um dies kurz einzuführen: Kenia ist ein Entwicklungsland; die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt erschreckenderweise etwa 45 Jahre. Eine wesentliche Rolle dabei spielen AIDS und der HI-Virus. Unter anderem, aber auch vor allem diese Krankheit ist schuld an einer hohen Sterblichkeitsrate von Babys und Kindern. Um die Kinder bzw. Babys von Beginn, also Geburt an “überwachen“ zu können, kommen die Mütter mit ihren Babys 1 x pro Monat zu einer Kontrolluntersuchung in ihrem lokalen “Health Center“. Dazu bekommen sie nach jeder Geburt ein von der Regierung bezahltes “Baby-Heft“ ausgehändigt, in welchem sich alle notwendigen Daten befinden und mit der Zeit immer wieder neu eingetragen werden. So kann die Entwicklung eines jeden Babys / Kindes überwacht werden.

In der Mutter/Baby-Station arbeiten einige Schwestern, aber auch zwei 22-jährige Studenten aus Nairobi, die “Nursery“ studieren und in ihrem 3. und letztem Jahr auch eine praktische Tätigkeit in einer “rural area“ (in einem ländlichem Gebiet) aufweisen müssen. So sind die beiden dem Karuri Health Center zugeteilt worden - und das ist auch gut so, denn sie scheinen den Laden tatsächlich mehr oder weniger zu schmeißen. Ich habe mich alleine heute schon öfters gefragt, wie es hier wohl ohne die Studenten zugehen würe; sie sind hier wirklich von Nöten. Die beiden sitzen in einem Raum an 2 verschiedenen Tischen. Am ersten Tisch, an welchem ich heute tatkräftig ausgeholfen habe (Ja, Schatz, ich habe natürlich Handschuhe getragen) werden die Babys gewogen und gemessen; das Ergebnis wird u.a. in dem jeweiligen “Baby-Buch“ notiert. An dem zweiten Tisch wird ein Gesundheitsgespräch geführt; teilweise werden dort Medikamente verabreicht oder auch verschrieben. Dies ist normalerweise ausschließlich Arztsache - da hier allerdings keine Ärzte verfügbar sind, wird diese Tätigkeit (“stillschweigend“) von den Studenten übernommen.

Ich wurde heute wirklich gut aufgenommen, vor allem durch die beiden Studenten, die mich sogar in ihr Zimmer auf dem Gelände des Health Centers eingeladen haben. Die beiden teilen sich ein kleines Zimmer, in welchem sich auch nur ein Bett befindet. Dafür zahlen sie 1500 KES monatlich (etwa 14 €). Ich habe ihnen aus ihrem Interesse heraus meine mitgebrachten Fotos von Familie und Freunden gezeigt. Dafür habe ich von ihnen Andazi (typisch Kenianisches, fettiges Gebäck) und Chai (Tee) bekommen.

Nachdem mir Kalvin heute morgen ein paar Mal gezeigt hat, was wie zu tun ist, habe ich den praktischen Part, also das Wiegen (auf einer Wiege aus dem 15. Jahrhundet - grob geschätzt) und das Messen der Babys übernommen. Bis auf einer kurzen Pause, in der ich den beiden aus ihrem Interesse heraus meine mitgebrachten Fotos von Familie und Freunden gezeigt habe, war wirklich die ganze Zeit über viel zu tun - der Laden war bis mittags permanent gerammelt voll. So war ich auch wirklich froh, dass ich dazu beitragen konnte, dass alles etwas schneller voran ging... War also ein guter erster Tag in diesem vmtl. letztem neuen Kapitel und ich wurde gut aufgenommen, vor allem eben durch die beiden Studenten. Die zwei haben mich sogar in ihr Zimmer auf dem Gelände des Health Centers eingeladen; sie teilen sich ein kleines Zimmer, in welchem sich auch nur ein Bett befindet. Dort habe ich von ihnen Andazi (ein typisch kenianisches, fettiges Gebäck) und Chai (Tee mit Milch) bekommen. Ich bin daher sehr froh über diese “Veränderung“ und hoffe, dass ich so einerseits noch viel Neues über Land und Leute lernen und ebenfalls meine restliche Zeit noch gut und sinnvoll nutzen kann.

Auch wenn es hier vermutlich etwas schwierig werden könnte, hoffe ich, dass ich euch in meinem nächsten Blogeinträg ein paar Fotos vom Karuri Health Center präsentieren kann.


Sonstiges

Während ich diesen Blogeintrag hier, wie gewohnt, stuuuundenlang im Hauptgebäude des Brackenhurst Baptist International Conference Centre getippt habe, kam ich in ein Gespäch mit Johnson, einem 56-jährigen dunkelhäutigen US-Amerikaner, der hier ebenfalls “in guten Absichten“ unterwegs ist. Ich führte mit ihm eine lange und wirklich tolle Unterhaltung und zeigte ihm u.a. auch meinen Blog, von dem er sehr begeistert war. Vielleicht fahre ich mit ihm in der kommenden Woche mal zum Abendessen in die Hauptstadt... Auch muss ich sagen, dass (gute) Unterhaltungen dieser Art die beste Möglichkeit für mich bietet, meine Englischkenntnisse auszubauen bzw. zu vertiefen.

Am Freitag mittag, nach unserer allwöchentlichen Gemeinschaftsaktivität in einer der Schulen, werde ich, so ist der Plan, nach Nairobi fahren, um mich mit der Organisation KESHO zu treffen, die mit MISEREOR aus Aachen zusammenarbeitet. Ich bin sehr darauf gespannt, die Organisation kennen zu lernen und deren Arbeit zu sehen.

Anschließend werde ich mir bis 21:30 Uhr in Nairobi die Zeit vertreiben, und zwar bis dann, bis mein Nachtbus des Unternehmens “Easy Coach“ den Central Business District in Richtung Kisumu verlässt. Dort werde ich das kommende Wochenende verbringen. Kisumu ist nach Nairobi und Mombasa die drittgrößte Stadt in Kenia und direkt am Lake Victoria, also ganz im Westen Kenias, gelegen. Ich werde dort gegen 04:30 Uhr ankommen; das Busticket für die Hinfahrt für umgerechnet 12 € ist schon gekauft.

Und, nur um es nochmal zu erwähnen, ich freue mich wirklich sehr über die mittlerweile insgesamt 3200 Seitenaufrufe und über jeden Kommentar bzw. jede Nachricht von euch!! Danke und weiter so! :-)

Zum Schluss gibt es noch einen ganz dicken Kuss an meinen Schatz!! NAKUPENDA!!!!!


Kwa nana, 

Andi

1 Kommentar:

  1. Oma, Opa, Theresa, Fabian und Jana19. April 2012 um 13:28

    Hallo Andi :)
    Wir lesen hier mit absoluter Begeisterung deine Berichte und freuen uns über deine positiven Erfahrungen.
    Als wir die Besucherzahl gelesen haben, waren wir total baff! Das so viele Menschen deinen Blog lesen werden, damit hätte wir wirklich nicht gerechnet.
    Alles Gute weiterhin,
    Oma, Opa, Theresa, Fabian und Jana :)

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