Sonntag, 18. März 2012

Die 3. Woche und das 3. Wochenende in Tiwi


Schulalltag - Dienstag, 13.03. bis Freitag, 16.03.

Jambo Rafikis! Habari yako? Mzuri sana, hier alles bestens. Zunächst mal möchte ich mich bei euch allen für die ganzen tollen Kommentare bedanken - ihr seid super!! Ich freue mich sehr darüber - asante sana, vielen dank!!
Ja, das war wirklich ein Bombenstart in die Woche, vergangenen Montag.

Die restlichen Schultage haben auch ganz gut geklappt. Ich bin mit meinem Stoff recht gut voran gekommen; in der vergangenen Woche habe ich neben “present tense“ und “past tense“ (also -ed Endung, -d Endung, sowie die ganzen speziellen Worte wie run-ran, sleep-slept, catch-cought, come-came etc.) auch versucht, die Unterschiede zwischen “is“, “are“, “was“ und “were“ sowie “There was“ und “There were“ zu vermitteln. Ich dachte auch eigentlich, dass das alles gut geklappt hat.


Examensarbeiten

Diese Woche war allerdings auch davon geprägt, dass in allen Klassen “exams“ geschrieben werden mussten, also (kleine) Tests, und zwar ein paar verschiedene pro Klasse / Standard. So habe ich auch, teils mit Standard 1 oder mit meiner Klasse Standard 3 die Reading-Tests gemacht. Jeder “student“ bekommt “standard-gerecht“ ein Blatt ausgehändigt mit 25 Wörtern, die er korrekt lesen muss. Liest er ein Wort falsch, weise ich ihn drauf hin und er bekommt einen letzten Versuch. Hat manchmal gut geklappt, ab und zu allerdings auch gar nicht. Hätte ich nicht gedacht und das war auch etwas erschreckend für mich. Ich spreche hier hauptsächlich von den Tests mit Standard 1; da gibts einige Schüler, die die Wörter einfach runterlesen können, aber auch einige, die es gar nicht können.

Neben Wissenschaft haben die Kids auch einen Englischtest schreiben müssen. Den Test meiner Klasse habe ich zur Korrektur bekommen. Das war ein doppelseitiges Blatt mit 50 kleinen Aufgaben, z.B. fehlende Buchstaben in Wörtern füllen, das jeweilige Gegenteil schreiben, Plural schreiben, Steigerungen, und auch 6 Worte von “present tense“ in “past tense“ umwandeln. Das, insbesondere das Letztgenannte, hat bei Vielen alles andere als hingehauen. Als ich mit der Korrekur der Tests am Mittwoch abend begonnen habe, war ich einerseits erschrocken, aber auch etwas verärgert. Das hat auch Laura, eine meiner Ansprechpartner von GVI hier im Haus, gemerkt und mich mit den Worten “das ist das erste Mal, dass sie past tense lernen“ (natürlich nicht in Deutsch :-) ) wieder beruhigt.


Weltkarten

Mittwoch habe ich die ersten beiden meiner insgesamt neun mitgebrachten Weltkarten in zwei Klassenräumen aufgehangen; natürlich eine im Klassenraum meiner Klasse, sowie eine in dem von Standard 8. Nächste Woche werde ich drei Weltkarten zur anderen Schule bringen, in der wir, Volontäre von GVI, ja auch arbeiten. Das ist, wie schon im 2. Eintrag (“Gettin‘ started“) erwähnt, das Precious Vision Care Center im Slum namens Shauri Yako, erreichbar in einem 20-minütigen Spaziergang vom Volontärshaus aus. Die restlichen vier Karten gehen mit nach Nairobi (bzw. Limuru). Standard 3 hat mittlerweile schon ihre erste Geographie-Stunde hinter sich... :-)


Bücherbesorgung

Dienstag und Donnerstag nachmittag war ich in Mombasa-Town unterwegs, um die Schulbücher zu besorgen. Donnerstag hatte ich sie dann auch endlich alle komplett zusammen. Die Schüler meiner Klasse bekommen 2 Bücher von mir. Das eine habe ich (der Headteacher wollte es dabei belassen) so besorgt, dass es nun mindestens 1:2 in der Schule verfügbar ist; sprich, wenn es in der Klasse ausgeteilt wird, können sich 2 Schüler ein Buch teilen. Glaubt mir, dass allein ist schon eine wahnsinnige Verbesserung. Zuvor gab es davon insgesamt 12 Exemplare; in der Klasse teilen sich die über 40 Schüler 14 Tische bzw. Schulbänke. So muss ich immer, wenn ich mit den Büchern arbeiten will, 2 Tische sprengen. Die Schüler hängen dann teilweise zu viert in den Schulbänken und versuchen, in das Buch zu gucken. Also, das ist jetzt anders. Das andere Buch “durfte“ ich, so wie ich es wollte, so oft besorgen, dass jeder Schüler ein eigenes Exemplar für sich hat. Damit sind die Schüler von nun an in der Lage, ihr Buch mit nach Hause nehmen und dort damit lernen zu können. Also echt, mit kleinen simplen Dingen viel erreichen. Ich glaube das habe ich mit diesem Kapitel geschafft.

Freitag morgen wurden die Bücher mit Unterstützung von dem “richtigen“ Lehrer von Standard 3, Mr Joseph, der die Kids in Swahili und Wisseschaft unterrichtet, ausgeteilt, nachdem sie von Mr Lucas, dem Headteacher, gebührend angepriesen wurden. Ich notierte in jedes Buch eine Nummer und, so wie ich es sollte, meinen Namen, und Mr Joseph erstellte eine Liste, wer welches Buch bekommt. Ihr könnt mir glauben, die Kids waren megaglücklich und ich schaute in strahlende Gesichter. Oft hörte ich “thank you“. Das war ein wirklich toller Moment für mich. Ich habe auf die Dinge verwiesen, die ich den Kids bzgl. "Responsibility" vermittelt habe. Sie sollen auf die Bücher achten und gut mit ihnen umgehen; sie sollen weiterhin die Bücher dann wieder zurückgeben, wenn sie die Standard-3-Klasse schaffen und nach Standard 4 wechseln, damit neue Schüler von den Büchern profitieren können. Das haben mir die Kids versprochen. Obs zu 100 % klappt wird sich zeigen. Ein Versuch ists wert! :-)

Am gleichen Tag habe ich in einer ruhigen Minute noch eine Unterhaltung mit Mr Joseph gehabt. Ich informierte ihn darüber, dass ich 8 Fußballtrickots mitgebracht habe und dass er dafür der richtige Ansprechpartner ist. Er hat sich sehr darüber gefreut, das zu hören. Montag, also morgen, bekommt er sie. Asante sana, Sebastian! Mr Joseph erzählte mir, dass er sehr froh darüber ist, was ich hier alles mache. Er sieht, wie glücklich ich die Kinder mache und ist davon sehr begeistert. Weiterhin hat er mir die Bedeutung des Olive’s Rehabilitation Centre- Grundsatzes - “Love never fails“ - erklärt und und und... ich krieg alles gar nicht mehr zusammen - ich weiß nur, dass das Gespräch sehr persönlich, vor allem aber sehr emotional bzw. bewegend für mich war... zugegeben - ich musste schlucken... Das zählt zu den, ich nenne sie mal, Highlights; das sticht heraus.


Wochenende in Tiwi

Nicht so gut war, dass ich von Mittwoch morgen bis einschließlich Donnerstag abend krank war. Mich hats total erwicht und ich war superschlapp und bin rumgelaufen wie ein Zombie. Morgens hab ich in der Schule meine Pflicht erfüllt und Nachmittags habe ich abgesehen von Weltkarten aufhängen, Bücher in Mombasa besorgen und ca. 2 Stunden Tests korrigieren auch nur rumgelegen und geschlafen. Freitag morgen war ich wieder aufm Dampfer. An dieser Stelle einen Gruß an Micha Huppertz‘ Stadtapotheke! :-) Da es mir Freitag also wieder deutlich besser ging, entschied ich mittags spontan, übers Wochende nach Tiwi zu fahren, 25 km südlich von Mombasa. 

Tiwi bzw. Tiwi-Beach ist die “kleine, ruhige Schwester zum ca. 3 km südlich liegenden Diani-Beach“, wie es im Reiseführer heißt. In Diani-Beach halten sich die meißten Touristen auf. Ich wollte aber einfach nur Palmen, Strand, Meer und Ruhe. Somit bin ich zur Twiga-Lodge am Tiwi-Beach gefahren, was sich als eine echt super Entscheidung herausstellte. Ich wusste allerdings Freitags noch nicht, wie lange ich dort bleibe und tendierte Freitags noch dazu, Samstag weiter zu fahren, um noch etwas anderes zu sehen. Nach einer ersten Nacht in einem gaaaaanzen Zimmer für mich allein :-) , und das für ca. 15 € pro Nacht (nein, Kenia ist generell nicht günstig, v.a. nicht für mzungus; die Unterkunft / die Twiga-Lodge war eben nur günstig), habe ich nach einem megaguten Frühstück gegen 11:00 Uhr damit begonnen, die restlichen Englischtests meiner Klasse zu korrigieren. Als ich damit fertig war, kamen noch die Tests von Standard 8 dran. Ich hatte mit etwa 2 Stunden Arbeit gerechnet - tatsächlich fertig war ich nach 5 Stunden, also gegen 4 p.m. Einige Tests meiner Klasse sind wirklich schlecht ausgefallen; von den 41 korrigierten Tests waren lediglich 7 über 90 % (also 45/50 richtigen Antworten und drüber) - dazu gehörte zu meiner Freude auch Samson Otieno (das ist der Schüler, der den, ich nenne ihn mal bewegenden Aufsatz geschrieben hat; siehe 2 oder 3 Einträge vorher). Ach ja, das Bild ist unten nicht zu groß geraten - der Sand war wirklich so weiß! :-)


Als ich dann gegen 4 p.m. mit den Tests fertig war, entschied ich mich dafür, in der Twiga-Lodge zu bleiben. Ich habe nur, einerseits um Geld zu sparen und andererseits weil ich auch etwas scharf drauf war, die Art meiner Unterkunft gewechselt. Die nächste Nacht in diesem fast menschenleeren Areal (fast schon paradiesisch) verbrachte ich in einem Zelt am Strand. Dazu gabs auch einen eigenen Robinson Cruesoe - Stuhl. :-) War wirklich ein tolles Wochenende! Ich habe hier das bekommen, was ich wollte, und war auch mal wieder froh, nur für mich zu sein.


Auf dem Rückweg heute mittag Richtung Norden habe ich mich wiedermal gefragt, wo all die (anderen) mzungus eigentlich sind. Wie immer, wenn ich unterwegs bin - weit und breit kein Weißer. Urlaubsreiseziel Kenia? Die Touristen scheinen wohl tatsächlich alle in den Resorts (wie z.B. in Diani) zu hängen. Aber soo viele können das irgendwie auch nicht sein. Egal, was heißt egal, ich finde das sogar irgendwie gut - weit und breit bin ich auf den Reisen immer der einzige mzungu und die Menschen sind mir so freundlich gesinnt. Einfach beeindruckend. So etwas habe ich einfach -absolut- nicht erwartet.

Eine Sache möchte ich noch kurz loswerden. Vielleicht ist das hier sogar eine richtig gute Stelle dafür. Ich habe vor knapp einer Woche eine E-Mail von Mutter Wings bekommen, in der sie mir u.a. auch davon berichtete, dass die Menschen zu Hause (in Dürwiß bzw. in Eschweiler) mitten in den Vorbereitungen für den Aufmarsch gegen Rechts stecken, der am 31. März in Eschweiler stattfinden wird. Ich fand das so krass zu lesen; ich war wirklich etwas schockiert. 2 Wochen habe ich bis dahin in dieser fremden Welt gelebt, oft als einziger Weißer bei den freundlichen Schwarzen (aber das ist hier nicht der Punkt), und ich habe Einiges aus meinem Alltag zu Hause komplett verdrängt und keinen Gedanken daran verschwendet - so nenne ich es jetzt mal. Dazu zählt allen voran auch meine Arbeit. Ich bin sehr froh darüber, mir in den nächsten knapp 2 Monaten keine Gedanken über Fußballspiele oder vor allem Rechts-/Links-Demos machen zu müssen. Zum ersten Mal wieder von ... “so etwas“ zu hören, war alles andere als toll. Das scheint so fern ab, so unwirklich, so unglaublich, ich kann das gar nicht in Worte zu fassen. Wenn ich über diese Brut nachdenke, werde ich so unfassbar wütend und ich hoffe, dass ich damit in Zukunft auch noch, ich nenne es mal, professionell umgehen kann. So ok, das wars - ich weiß, das mag hier nicht der richtige Platz für so etwas sein, aber das musste ich einfach mal loswerden. Ich bitte euch auch darum, keine Nazi-haltigen Kommentare zu verfassen. Ich habe Dampf abgelassen und das ist jetzt auch gut so.

Aber, wie immer, ich freue mich immer von euch zu hören!! :-)

Hier ists jetzt etwa 18:00 Uhr und ich muss heute abend noch einige Vorbereitungen für die kommende Woche treffen sowie die Englischtests von entw. Standard 6 oder 7 korrigieren. 


Bis bald,

Andi

5 Kommentare:

  1. Wings Franz und Gertrud18. März 2012 um 19:28

    Hallo Andreas!
    Liebe Grüße senden Dir Papa und Mama. Danke für Deinen Bericht, interessant zu lesen. Wir können uns die strahlenden Augen gut vorstellen, als Du die Bücher verteilt hast. Heute morgen war die Familie zum Frühstück zusammen. Wir haben uns gefreut, daß Astrid sich noch Zeit dafür genommen hat. Sie wird ja zum Wochenende bei Dir sein. Die gemeinsame Woche Urlaub wird Euch gut tun, um anschließend in dem Projekt Waisenhaus mit Dir zusammen zu arbeiten. Wir sind froh, daß es Dir wieder besser geht.Alles Gute, wir sind stolz auf Dich und wünschen Dir einen guten Start in die 4. Woche DeinVater und Deine Mutter

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  2. Hi Andy! Da sich bisher noch kein Flejel in deinem Blog geäussert hat, werde ich hier mal den Anfang machen. Sitze gerade mit Önn auf der Couch und muss mir zwangsweise GZSZ ansehen. ;) Wollte dir kurz schreiben, dass ich es echt super finde deine Erlebnisse zu lesen und die dazugehörigen Bilder zu sehen. Glaube jedoch das die Bilder nur teilweise, wenn überhaupt, das Leben dort zeigen können. Dein Einsatz für die Kinder finde ich bemerkenswert und hoffe das sich dein Einsatz bald mit besseren Noten zeigen wird. Sei nicht zu streng und denk an deine Aktionen in der Schule als Lehrer noch nicht mal deinen Namen kannten. :) Weiterhin viel Erfolg und schöne Erlebnisse. Gruß Önn und der älteste Flejel
    P.S.: Freitag ist übrigens Kejeln! Dabei? :)

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    1. Noch kein Flejel? Vll. sollte Andi dir auch mal lesen beibringen :-D

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  3. Wingo-Mann!

    Du bist der Beste ;-). Es ist wirklich schön, dies alles verfolgen zu können. Wirklich, Du bist mein Held ;-). Pass weiterhin auf Dich auf. Ich gebe meinem Vor-Poster Recht. Ich habe hier noch einen Zettel auf dem steht: "Danke Vio, dass ich immer bei Dir abschreiben darf, wenn ichs verpeilt habe." Sei nicht zu hart :-). Aber das bist Du sicherlich nicht.

    Liebe Grüße!

    Viola :-)

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  4. Hey Ihr 2 Süssen, mein Liebes das muss ja eine ober mega Safari gewesen sein. Vielleicht kannst Du die Fotos ,die Du gemacht hast, hier im Bericht mit reinstellen da es mit der MMS nicht geklappt hat. Bin sehr gespannt: )))). Am Montag seid Ihr ja wieder in Nairobi und wollte Euch noch einen guten Start in der neuen Woche wünschen. Nehmt die süssen Kids nicht zu hart ran(ha ha ha).
    Wir drücken Euch ganz feste und denken viel an Euch.

    Viele liebe Küsschen

    Rainer & Gisela

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