Schulalltag - Dienstag, 13.03. bis Freitag, 16.03.
Jambo Rafikis! Habari yako? Mzuri
sana, hier alles bestens. Zunächst mal möchte ich mich bei euch allen für die
ganzen tollen Kommentare bedanken - ihr seid super!! Ich freue mich sehr
darüber - asante sana, vielen dank!!
Ja, das war wirklich ein Bombenstart in die
Woche, vergangenen Montag.
Die restlichen Schultage haben
auch ganz gut geklappt. Ich bin mit meinem Stoff recht gut voran gekommen; in der
vergangenen Woche habe ich neben “present tense“ und “past tense“ (also -ed Endung,
-d Endung, sowie die ganzen speziellen Worte wie run-ran, sleep-slept,
catch-cought, come-came etc.) auch versucht, die Unterschiede zwischen “is“, “are“,
“was“ und “were“ sowie “There was“ und “There were“ zu vermitteln. Ich dachte
auch eigentlich, dass das alles gut geklappt hat.
Examensarbeiten
Diese Woche war allerdings auch
davon geprägt, dass in allen Klassen “exams“ geschrieben werden mussten, also
(kleine) Tests, und zwar ein paar verschiedene pro Klasse / Standard. So habe
ich auch, teils mit Standard 1 oder mit meiner Klasse Standard 3 die
Reading-Tests gemacht. Jeder “student“ bekommt “standard-gerecht“ ein Blatt
ausgehändigt mit 25 Wörtern, die er korrekt lesen muss. Liest er ein Wort
falsch, weise ich ihn drauf hin und er bekommt einen letzten Versuch. Hat
manchmal gut geklappt, ab und zu allerdings auch gar nicht. Hätte ich nicht
gedacht und das war auch etwas erschreckend für mich. Ich spreche hier
hauptsächlich von den Tests mit Standard 1; da gibts einige Schüler, die die
Wörter einfach runterlesen können, aber auch einige, die es gar nicht können.
Neben Wissenschaft haben die Kids
auch einen Englischtest schreiben müssen. Den Test meiner Klasse habe ich zur
Korrektur bekommen. Das war ein doppelseitiges Blatt mit 50 kleinen Aufgaben,
z.B. fehlende Buchstaben in Wörtern füllen, das jeweilige Gegenteil schreiben, Plural
schreiben, Steigerungen, und auch 6 Worte von “present tense“ in “past tense“ umwandeln. Das,
insbesondere das Letztgenannte, hat bei Vielen alles andere als hingehauen. Als
ich mit der Korrekur der Tests am Mittwoch abend begonnen habe, war ich
einerseits erschrocken, aber auch etwas verärgert. Das hat auch Laura, eine
meiner Ansprechpartner von GVI hier im Haus, gemerkt und mich mit den Worten “das
ist das erste Mal, dass sie past tense lernen“ (natürlich nicht in Deutsch :-)
) wieder beruhigt.
Weltkarten
Mittwoch habe ich die ersten
beiden meiner insgesamt neun mitgebrachten Weltkarten in zwei Klassenräumen
aufgehangen; natürlich eine im Klassenraum meiner Klasse, sowie eine in dem von Standard
8. Nächste Woche werde ich drei Weltkarten zur anderen Schule bringen, in der
wir, Volontäre von GVI, ja auch arbeiten. Das ist, wie schon im 2. Eintrag (“Gettin‘
started“) erwähnt, das Precious Vision Care Center im Slum namens Shauri Yako,
erreichbar in einem 20-minütigen Spaziergang vom Volontärshaus aus. Die restlichen
vier Karten gehen mit nach Nairobi (bzw. Limuru). Standard 3 hat mittlerweile schon ihre erste Geographie-Stunde hinter sich... :-)
Bücherbesorgung
Dienstag und Donnerstag nachmittag war ich
in Mombasa-Town unterwegs, um die Schulbücher zu besorgen. Donnerstag hatte ich
sie dann auch endlich alle komplett zusammen. Die Schüler meiner Klasse
bekommen 2 Bücher von mir. Das eine habe ich (der Headteacher wollte es dabei
belassen) so besorgt, dass es nun mindestens 1:2 in der Schule verfügbar ist;
sprich, wenn es in der Klasse ausgeteilt wird, können sich 2 Schüler ein Buch
teilen. Glaubt mir, dass allein ist schon eine wahnsinnige Verbesserung. Zuvor
gab es davon insgesamt 12 Exemplare; in der Klasse teilen sich die über 40
Schüler 14 Tische bzw. Schulbänke. So muss ich immer, wenn ich mit den Büchern arbeiten will, 2
Tische sprengen. Die Schüler hängen dann teilweise zu viert in den
Schulbänken und versuchen, in das Buch zu gucken. Also, das ist jetzt anders. Das andere Buch “durfte“ ich, so wie ich es wollte, so oft besorgen,
dass jeder Schüler ein eigenes Exemplar für sich hat. Damit sind die Schüler
von nun an in der Lage, ihr Buch mit nach Hause nehmen und dort damit lernen zu
können. Also echt, mit kleinen simplen Dingen viel erreichen. Ich glaube das
habe ich mit diesem Kapitel geschafft.
Freitag morgen wurden die Bücher
mit Unterstützung von dem “richtigen“ Lehrer von Standard 3, Mr Joseph, der die
Kids in Swahili und Wisseschaft unterrichtet, ausgeteilt, nachdem sie von Mr
Lucas, dem Headteacher, gebührend angepriesen wurden. Ich notierte in jedes
Buch eine Nummer und, so wie ich es sollte, meinen Namen, und Mr Joseph
erstellte eine Liste, wer welches Buch bekommt. Ihr könnt mir glauben, die Kids
waren megaglücklich und ich schaute in strahlende Gesichter. Oft hörte ich “thank
you“. Das war ein wirklich toller Moment für mich. Ich habe auf die Dinge verwiesen, die ich den Kids bzgl. "Responsibility" vermittelt habe. Sie sollen auf die Bücher achten und gut mit ihnen umgehen; sie sollen weiterhin die Bücher dann wieder zurückgeben, wenn sie die Standard-3-Klasse schaffen und nach Standard 4 wechseln, damit neue Schüler von den Büchern profitieren können. Das haben mir die Kids versprochen. Obs zu 100 % klappt wird sich zeigen. Ein Versuch ists wert! :-)
Am gleichen Tag habe ich in einer
ruhigen Minute noch eine Unterhaltung mit Mr Joseph gehabt. Ich informierte ihn
darüber, dass ich 8 Fußballtrickots mitgebracht habe und dass er dafür der
richtige Ansprechpartner ist. Er hat sich sehr darüber gefreut, das zu hören.
Montag, also morgen, bekommt er sie. Asante sana, Sebastian! Mr Joseph erzählte
mir, dass er sehr froh darüber ist, was ich hier alles mache. Er sieht, wie
glücklich ich die Kinder mache und ist davon sehr begeistert. Weiterhin hat er
mir die Bedeutung des Olive’s Rehabilitation Centre- Grundsatzes - “Love never
fails“ - erklärt und und und... ich krieg alles gar nicht mehr zusammen - ich weiß
nur, dass das Gespräch sehr persönlich, vor allem aber sehr emotional bzw.
bewegend für mich war... zugegeben - ich musste schlucken... Das zählt zu den, ich
nenne sie mal, Highlights; das sticht heraus.
Wochenende in Tiwi
Nicht so gut war, dass ich von
Mittwoch morgen bis einschließlich Donnerstag abend krank war. Mich hats total
erwicht und ich war superschlapp und bin rumgelaufen wie ein Zombie. Morgens
hab ich in der Schule meine Pflicht erfüllt und Nachmittags habe ich abgesehen
von Weltkarten aufhängen, Bücher in Mombasa besorgen und ca. 2 Stunden Tests
korrigieren auch nur rumgelegen und geschlafen. Freitag morgen war ich wieder
aufm Dampfer. An dieser Stelle einen Gruß an Micha Huppertz‘
Stadtapotheke! :-) Da es mir Freitag also wieder deutlich besser ging, entschied
ich mittags spontan, übers Wochende nach Tiwi zu fahren, 25 km südlich von
Mombasa.
Tiwi bzw. Tiwi-Beach ist die “kleine,
ruhige Schwester zum ca. 3 km südlich liegenden Diani-Beach“, wie es im
Reiseführer heißt. In Diani-Beach halten sich die meißten Touristen auf. Ich
wollte aber einfach nur Palmen, Strand, Meer und Ruhe. Somit bin ich zur
Twiga-Lodge am Tiwi-Beach gefahren, was sich als eine echt super Entscheidung
herausstellte. Ich wusste allerdings Freitags noch nicht, wie lange ich dort
bleibe und tendierte Freitags noch dazu, Samstag weiter zu fahren, um noch
etwas anderes zu sehen. Nach einer ersten Nacht in einem gaaaaanzen Zimmer für
mich allein :-) , und das für ca. 15 € pro Nacht (nein, Kenia ist generell
nicht günstig, v.a. nicht für mzungus; die Unterkunft / die Twiga-Lodge war
eben nur günstig), habe ich nach einem megaguten Frühstück gegen 11:00 Uhr
damit begonnen, die restlichen Englischtests meiner Klasse zu korrigieren. Als
ich damit fertig war, kamen noch die Tests von Standard 8 dran. Ich hatte mit
etwa 2 Stunden Arbeit gerechnet - tatsächlich fertig war ich nach 5 Stunden,
also gegen 4 p.m. Einige Tests meiner Klasse sind wirklich schlecht
ausgefallen; von den 41 korrigierten Tests waren lediglich 7 über 90 % (also
45/50 richtigen Antworten und drüber) - dazu gehörte zu meiner Freude auch
Samson Otieno (das ist der Schüler, der den, ich nenne ihn mal bewegenden
Aufsatz geschrieben hat; siehe 2 oder 3 Einträge vorher). Ach ja, das Bild ist unten nicht zu groß geraten - der Sand war wirklich so weiß! :-)
Als ich dann gegen 4 p.m. mit den
Tests fertig war, entschied ich mich dafür, in der Twiga-Lodge zu bleiben. Ich
habe nur, einerseits um Geld zu sparen und andererseits weil ich auch etwas
scharf drauf war, die Art meiner Unterkunft gewechselt. Die nächste Nacht in
diesem fast menschenleeren Areal (fast schon paradiesisch) verbrachte ich in
einem Zelt am Strand. Dazu gabs auch einen eigenen Robinson Cruesoe - Stuhl.
:-) War wirklich ein tolles Wochenende! Ich habe hier das bekommen, was ich
wollte, und war auch mal wieder froh, nur für mich zu sein.
Auf dem Rückweg heute mittag
Richtung Norden habe ich mich wiedermal gefragt, wo all die (anderen) mzungus
eigentlich sind. Wie immer, wenn ich unterwegs bin - weit und breit kein
Weißer. Urlaubsreiseziel Kenia? Die Touristen scheinen wohl tatsächlich alle in
den Resorts (wie z.B. in Diani) zu hängen. Aber soo viele können das irgendwie
auch nicht sein. Egal, was heißt egal, ich finde das sogar irgendwie gut - weit
und breit bin ich auf den Reisen immer der einzige mzungu und die Menschen sind
mir so freundlich gesinnt. Einfach beeindruckend. So etwas habe ich einfach -absolut-
nicht erwartet.
Eine Sache möchte ich noch kurz
loswerden. Vielleicht ist das hier sogar eine richtig gute Stelle dafür. Ich
habe vor knapp einer Woche eine E-Mail von Mutter Wings bekommen, in der sie
mir u.a. auch davon berichtete, dass die Menschen zu Hause (in Dürwiß bzw. in Eschweiler)
mitten in den Vorbereitungen für den Aufmarsch gegen Rechts stecken, der am 31.
März in Eschweiler stattfinden wird. Ich fand das so krass zu lesen; ich war
wirklich etwas schockiert. 2 Wochen habe ich bis dahin in dieser fremden Welt
gelebt, oft als einziger Weißer bei den freundlichen Schwarzen (aber das ist
hier nicht der Punkt), und ich habe Einiges aus meinem Alltag zu Hause komplett
verdrängt und keinen Gedanken daran verschwendet - so nenne ich es jetzt mal. Dazu
zählt allen voran auch meine Arbeit. Ich bin sehr froh darüber, mir in den nächsten
knapp 2 Monaten keine Gedanken über Fußballspiele oder vor allem
Rechts-/Links-Demos machen zu müssen. Zum ersten Mal wieder von ... “so etwas“
zu hören, war alles andere als toll. Das scheint so fern ab, so unwirklich, so
unglaublich, ich kann das gar nicht in Worte zu fassen. Wenn ich über diese
Brut nachdenke, werde ich so unfassbar wütend und ich hoffe, dass ich damit in
Zukunft auch noch, ich nenne es mal, professionell umgehen kann. So ok, das
wars - ich weiß, das mag hier nicht der richtige Platz für so etwas sein, aber
das musste ich einfach mal loswerden. Ich bitte euch auch darum, keine
Nazi-haltigen Kommentare zu verfassen. Ich habe Dampf abgelassen und das ist
jetzt auch gut so.
Aber, wie immer, ich freue mich
immer von euch zu hören!! :-)
Hier ists jetzt etwa 18:00 Uhr
und ich muss heute abend noch einige Vorbereitungen für die kommende Woche
treffen sowie die Englischtests von entw. Standard 6 oder 7 korrigieren.
Bis bald,
Andi
Hallo Andreas!
AntwortenLöschenLiebe Grüße senden Dir Papa und Mama. Danke für Deinen Bericht, interessant zu lesen. Wir können uns die strahlenden Augen gut vorstellen, als Du die Bücher verteilt hast. Heute morgen war die Familie zum Frühstück zusammen. Wir haben uns gefreut, daß Astrid sich noch Zeit dafür genommen hat. Sie wird ja zum Wochenende bei Dir sein. Die gemeinsame Woche Urlaub wird Euch gut tun, um anschließend in dem Projekt Waisenhaus mit Dir zusammen zu arbeiten. Wir sind froh, daß es Dir wieder besser geht.Alles Gute, wir sind stolz auf Dich und wünschen Dir einen guten Start in die 4. Woche DeinVater und Deine Mutter
Hi Andy! Da sich bisher noch kein Flejel in deinem Blog geäussert hat, werde ich hier mal den Anfang machen. Sitze gerade mit Önn auf der Couch und muss mir zwangsweise GZSZ ansehen. ;) Wollte dir kurz schreiben, dass ich es echt super finde deine Erlebnisse zu lesen und die dazugehörigen Bilder zu sehen. Glaube jedoch das die Bilder nur teilweise, wenn überhaupt, das Leben dort zeigen können. Dein Einsatz für die Kinder finde ich bemerkenswert und hoffe das sich dein Einsatz bald mit besseren Noten zeigen wird. Sei nicht zu streng und denk an deine Aktionen in der Schule als Lehrer noch nicht mal deinen Namen kannten. :) Weiterhin viel Erfolg und schöne Erlebnisse. Gruß Önn und der älteste Flejel
AntwortenLöschenP.S.: Freitag ist übrigens Kejeln! Dabei? :)
Noch kein Flejel? Vll. sollte Andi dir auch mal lesen beibringen :-D
LöschenWingo-Mann!
AntwortenLöschenDu bist der Beste ;-). Es ist wirklich schön, dies alles verfolgen zu können. Wirklich, Du bist mein Held ;-). Pass weiterhin auf Dich auf. Ich gebe meinem Vor-Poster Recht. Ich habe hier noch einen Zettel auf dem steht: "Danke Vio, dass ich immer bei Dir abschreiben darf, wenn ichs verpeilt habe." Sei nicht zu hart :-). Aber das bist Du sicherlich nicht.
Liebe Grüße!
Viola :-)
Hey Ihr 2 Süssen, mein Liebes das muss ja eine ober mega Safari gewesen sein. Vielleicht kannst Du die Fotos ,die Du gemacht hast, hier im Bericht mit reinstellen da es mit der MMS nicht geklappt hat. Bin sehr gespannt: )))). Am Montag seid Ihr ja wieder in Nairobi und wollte Euch noch einen guten Start in der neuen Woche wünschen. Nehmt die süssen Kids nicht zu hart ran(ha ha ha).
AntwortenLöschenWir drücken Euch ganz feste und denken viel an Euch.
Viele liebe Küsschen
Rainer & Gisela