Montag, 12. März 2012

2. Wochenendtrip + Start in die 3. Woche



Wochenende in Shimoni und auf Wasini-Island


Am Freitag nachmittag gings mit zwei anderen Volontären (Dave und Maria) ins etwa 80 km südlich von Mombasa entfernte Shimoni. Auf die Freizeit am Wochenende habe ich mich echt gefreut. Die Fahrt mit dem Matatu dauerte 3-4 Stunden. Da ich nicht erwartet hatte, dass es nicht nur in Shimoni, sondern im gesamten dortigen Bereich keinen Geldautomaten gibt (schlecht ausgebildetes Stromnetz), musste unser vollbesetzter Matatu extra für mich noch in Diani rumkurven, um einen solchen zu finden... :-)


Samstags haben wir zunächst eine Wanderung durch den Shimoni-Forest gemacht. War echt toll. Die Affen sprangen in den Bäumen herum und ich konnte sogar eine kleine Schlange sehen. Anschließend gings mittags auf das nur wenige hundert Meter von Shimoni entfernte überschaubare Wasini-Island. Von nun an gabs weder Strom, noch fließendes Wasser. Die einzigen Muzungus (Weißen), die in Shimoni und auf dem nördlichen Teil von Wasini-Island rumlaufen, sind von GVI – ansonsten gibts hier nur Einheimische. GVI hat auch hier eine Basis, bzw. eine in Shimoni und eine auf Wasini-Island; hier unterrichten die hiesigen Volontäre von GVI in jeweils einer Primary School und einem Community-Project. So konnten auch wir, Volontäre von GVI Mombasa, mitten in der Bevölkerung leben. Abends haben wir mit den einheimischen Frauen zusammen Swahilisch gekocht. Hier laufen viele Ziegen, Hühner, Hähne und Katzen rum. Ich will auch Hühner haben. :-) Gegen halb sieben wirds hier dunkel, und dann ists auch, abgesehen von ein paar wenigen Öllämpchen, auch dunkel. Die Toilette ist ein Loch. Duschen konnte ich nicht. Einfachste Verhältnisse hier. Aber es klappt. Am darauffolgenden Sonntag haben wir einen Bootstrip in den ca. 1 Stunde Fahrt entfernten Marine Park gemacht. Wir konnten Delphine sehen, die neben unserem Boot herumschwammen und anschließend gings ne Stunde ins Wasser zum Schnorcheln. War echt super; schön ums Riff herum mit den ganzen Fischen... Abends konnte ich dann wieder vor meinem heimischen Spiegel stehen und bemerken, dass ich meinem alten Urlaubsnamen “Krabbi“ wieder alle Ehre gemacht habe.


Ein guter Start in die nächste Runde


Wie ich bereits in meinem zweiten Blogeintrag (“Gettin‘ started“) mitgeteilt habe, habe ich bis vergangenen Freitag zusammen mit Jamie, einem anderen Volontär, zusammen unterrichtet. Jamie hatte am Freitag seinen Letzten und ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass ich heute, am Montag morgen, einen neuen Volontär zur Seite gestellt bekomme. Das ist nicht der Fall. Und, wisst ihr was? Ich bin auch echt froh drum. Jetzt ist die Klasse “mein“, und ich kann in der wenigen Zeit, die ich habe, das vermitteln, was ich will; kann die wenigen zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden so gestalten, wie ich es für richtig halte. Soll nicht heißen, dass es vorher schlecht war, ganz im Gegenteil - nur jetzt ist es... anders. Anspruchsvoller für mich, aber auch besser. Denn, wie gesagt, es ist nur wenig Zeit übrig, und neben dem Stoff, den ich laut kenianischem Curriculum vermitteln muss, will ich auch noch einige wichtige Sachen von mir persönlich mit auf den Weg geben. Ich bin somit sehr froh darüber, dass ich heute keinen neuen bzw. besser gesagt anderen Volontär zur Seite gestellt bekommen habe.

Ich hatte heute einen wirklich guten Schultag, absolut. Neben zwei Schulstunden “1:1-Reading“ habe ich in meiner ersten Englisch-Stunde present tense und past tense vermittelt, allerdings bislang nur die Wörter mit einer “-ed“ -Endung sowie mit einer “-d“ -Endung; die komplizierten Wörter kommen in den nächsten Tagen. Hat gut geklappt. Muss wohl an meiner anfänglichen Ansprache gelegen haben. :-) 

Apropos Ansprache... nachdem ich heute gegen kurz vor 3 Feierabend hatte, habe ich wirklich meinen Hals gemerkt; meine Stimme ist während des Unterrichtes -permanent- so laut, dass es nicht mehr weit vom Schreien entfernt ist-– und zwar ganz unabhängig davon, ob die Kids aufpassen oder nicht (also, ich meine damit nicht, dass ich die ganze Zeit über ermahnen muss...). Ich musste ab und zu schon mal ein Schmunzeln unterdrücken, weil ich schon des öfteren daran gedacht habe, dass sich so Barack Obama in einer seiner Reden zu Hunderten von Menschen angehört haben muss... :-) Noch nie in meinem Leben habe ich so laut in Englisch geredet... :-) Insbesondere dann, wenn ich eigenen Stoff vermittle, also frei Schnauze rede. Das war der Fall in der heutigen 2. Englischstunde, in der ich, ganz abseits vom Curriculum, meinen “students“ vermittelt habe, was RESPONSIBILITY (= Verantwortung) ist bzw. bedeutet. Das war schon lange geplant, aber jetzt erschien mir der richtige Zeitpunkt, da ich die Kids diesbezüglich darauf vorbereiten will, noch ohne deren Wissen, dass sie in den kommenden Tagen (vermutlich Mittwoch) neue Schulbücher bekommen. 

Ja, ganz genau, um nochmal auf die Schulbuchgeschichte zurückzukommen: Das Gespräch mit dem Headteacher ist ganz gut verlaufen. Wir konnten uns auf einen Kompromiss einigen: Die Schüler arbeiten hauptsächlich mit 2 Schulbüchern. Diese stehen ihnen nicht zur Verfügung; besser gesagt, der Schule stehen für diese Klasse “Standard 3“ mit ihren über 40 Schülern (im Alter von ca. 10-12 Jahren) insgesamt lediglich 12 Bücher zur Verfügung. In der Klasse stehen 14 Tische. Somit gibts noch nicht mal 1 Buch pro Tisch (welches dann zu ca. dritt) geteilt wird. Das ist echt scheiße. Also... ich “darf“ nun das Hauptbuch so oft besorgen, dass es immer ausgeteilt werden kann und zu 2t geteilt wird. Allein das ist schon eine wirklich enorme Verbesserung, glaubt mir. Das zweite Buch “darf“ ich nun, wie gewollt, so oft besorgen, dass jeder Schüler ein eigenes Buch hat, welches er auch (endlich!!) mit nach Hause nehmen kann und so auch dort (endlich!!) mal die Möglichkeit hat, zu lernen bzw. sich zu verbessern. Die Bücher werde ich morgen zusammen mit einer Ansprechpartnerin von GVI besorgen und dann von einem Teil der Spendengelder, die ich von euch bekommen habe, bezahlen. An dieser Stelle ein stilles Dankeschön...

Ok, soviel dazu... Ich hoffe dass das alles so klappt und die Kids am Mittwoch ihre Bücher in den Händen halten. Weiterhin hoffe ich, dass ich diese Woche endlich mal meine mitgebrachten Weltkarten in den Schulen aufhängen kann. Das mit den ganzen mitgebrachten Spenden in meinem Spendenkoffer verläuft hier alles etwas schleppend und das ärgert mich. Ich muss mich hier um fast alles selber kümmern. 

Jedenfalls, um nochmal auf meinen heutigen Schultag zurück zu kommen: Nach der Englischstunde, in den ich den Kids Responsibility vermittelt habe (ach ja, Faden verloren: kurze Erklärung: ich will die Kids langsam darauf vorbereiten, dass sie bald eigene Bücher in den Händen halten; sie sollen damit verantwortlich umgehen... etc...), gab es eine Unterrichtsstunde “Creative Arts“. Ein ich denke typisches Beispiel für eine solche Stunde ist es, dass die Kids Bilder malen sollen. Ich habe mir allerdings zu Hause schon einige Gedanken gemacht, lange bevor ich eine Ahnung davon habe, wo hier der Hase lang läuft oder was mich hier erwartet, was ich alles mit den Kids machen könnte und heute morgen bin ich früher unter meinem Mosquitonetz aufgewacht und konnte auch nicht mehr einschlafen, da mir diese Idee, und zwar für diese Unterrichtsstunde, wieder in mein Hirn geschossen kam. Vor einigen Tagen, ich habe darüber in meinem vorigen  4. Blogeintrag berichtet, habe ich den Kids viele Fotos von meinem Zuhause gezeigt. Die Kids waren von den Socken. Ich auch. Heute habe ich meinen Laptop (okay, okay, Gregors Laptop - Asante sana, Kumpel!!) mit zur Schule genommen und ihnen etwas über “Carnival“ (Karneval) erzählt. Zunächst allgemein, dann bin ich speziell auf die vergangene Session eingegangen. Dass meine Brüder bzw. meine Familie in dieser Art und Weise involviert waren, wussten die Kids bereits seit letzter Woche. Aber genau das wollte ich ihnen jetzt mehr als deutlich zeigen. Ich zeigte ihnen einige Fotos sowie einige Videos, die ich zuvor zu Hause auf den Laptop geladen hatte, zeigte ihnen ein Video auf meinem Handy, auf welchem Prinz Alfred III. und Zeremonienmeister Gregor in einer Sporthalle für alle Kinder das Kinderlied gesungen haben, und zur Krönung spielte ich meiner Klasse anschließend mit Unterstützung von angeschlossenen Lautsprechern das Kinderlied vor. Ich habe den Kids die Bewegungen gezeigt und erklärt, und die haben schätzungsweise 5 Sekunden gebraucht, bis dass sie - jetz kommt’s - “den Dreh‘ raus hatten“! :-) Ihr könnt mir glauben, das war ein wirklich toller Moment!! Das Lied habe ich ihnen insgesamt 2 Mal vorgespielt; ich denke, dass ich es nächste Woche vielleicht nochmal mache. Ein “Staff“-Mitglied von GVI hat das zufällig mitbekommen und davon mehrere Fotos geschossen sowie ein kurzes Video gedreht. Echt, wirklich wirklich toll! 

Anschließend gab es noch eine Stunde “P.E. (Physical Education)“. Heißt, ich bin mit meiner Klasse zum Feld gegangen; die Jungs haben Fußball gespielt (trotz teilweise spitzsteinigem Boden kommt es dabei auch schonmal vor, dass man sich für einen Fallrückzieher rückwärts auf den Boden schmeißt), und die Mädels haben “Skipping Rope“ (Seilchenspringen) gespielt; u.a. mit 2 neuen, heute ausgehändigten Seilchen. Danke, Queen Mum! :-)


Nun gibt es, wie gewohnt, zur Belohnung für euer Lesen des megalangen Textes ein paar wirklich tolle Fotos:


Ein Foto von Mittwoch vergangener Woche: Das ist Dennis, der stolz zwei meiner über 50 mitgebrachten Fotos zeigt; auf dem linken ist Familienhund Dunja zu sehen, auf dem Rechten Norman und ich
 
Ein Foto von meiner heutigen "1:1-Reading"-Lesson. Es kommt auch schon mal vor, dass ich mit 2 Schülern gleichzeitig lese. Wenn ich mit Standard 6 Lesestunde habe, pick ich mir immer Brian (rechts) und Schebaje raus. Sie sind besser geworden; seit letzter Woche lese ich deshalb auch mit ihnen die mitgebrachte 10 Seiten lange Geschichte "The Ugly Ducklung", was zu den Kinderbüchern eine doch schon fordernde Alternative bietet

Ein Foto von der Unterrichtsstunde, in der ich RESPONSIBILITY vermittelt habe. An der Tafel seht ihr meine krakelige Schrift. :-) Da steht: RESPONSIBILITY; is: what you are supposed to do; --> you have to take CARE of something! --> about your environment (keep it clean), about your familiy, friends, neigbourhood, especially about yourself (--> be healthy (--> bath, wash hair, ...), be a good student, learn at school, at home, get good marks, get a good job, behave social, take care of things like schoolbooks) ...

Ebenfalls die RESPONSIBILITY-Lesson.
Das ist das bisher beste Foto, um zu zeigen, wie es in der Klasse bzw. im Unterricht so zugeht
Hier sind die Kids während der "Creative Arts"- Lesson um mich mit meinem Laptop herum versammelt, auf welchem ich ihnen Fotos und Videos von der Prinzen- bzw. Karnevalssession zeige

... mir mache Stippe Föttsche, unser Herz gibt keine Ruh'...  :-)
 
- ohne Worte -

Das Beste zum Schluss, heißt es doch so schön...
(Video!)


So weit, so gut.
Mir gehts gut, alles Bestens.
Ich freue mich über jeden Kommentar von euch!!

Ich melde mich...

Euer Andi

9 Kommentare:

  1. hey
    so wie du auf den fotos aussiehst bist wohl noch strenger als einige lehrer bei uns haha
    super fotos!wie läufts mit deinem englisch eigtl? :)
    greg

    ps:das huhn auf dem 2ten bild ist super!!! :)

    AntwortenLöschen
  2. Laura, Sophia und Brudervater Alfred13. März 2012 um 20:33

    Andi, der Wahnsinn!! Wir sind so begeistert.
    Und beeindruckt!! (wussten nicht, dass du außer cheers noch andere englische Wörter kennst)
    Wir finden es klasse,dass du den Eschweiler Karneval nach Kenia bringst- und wenn man in die strahlenden Augen der Kinder schaut, nicht nur wir ;)
    Viele Grüße aus der Heimat,
    laura, Sophia und Alfred

    AntwortenLöschen
  3. Dieter und Gisela13. März 2012 um 22:00

    Lieber Andy,
    Du schreibst die Texte so toll und spannend, einfach Klasse. Wir können uns hier zuhause sehr gut vorstellen, wie alles bei Dir läuft. Als Nebenjob könntest Du glatt Schriftsteller werden. Mach weiter so, wir sind immer bei Dir ---- und bald auch Deine Liebste !!!!
    Liebe Grüße aus Aachen
    Dieter u. Gisela usw.

    AntwortenLöschen
  4. Gregor, Kirsten, Jana, Fabian und Theresa13. März 2012 um 23:22

    Hallo Andi,

    einen lieben Gruß aus der Heimat. Wir verfolgen Dein Vorhaben und finden dies total klasse. Dass der Eischwieler Fastelovend bis nach Kenia Wellen schlägt, damit hätten wir nun wirklich im Entferntesten nicht mit gerechnet. Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Bleib gesund und munter!
    Es grüßen Dich herzlich: Die Wingse vom Raiffeisenweg

    AntwortenLöschen
  5. Das Kinderlied auf Englisch hört sich echt seltsam an XD
    Ist aber eine klasse Idee sowas mit den Kindern zu machen, die scheinen echt Spaß zu haben :)
    LG und weiterhin alles Gute,
    Jana

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Andi,

    auch die Wingse aus der Goethestrasse verfolgen deine Aktivitäten mit großem Interesse und sind total beeindruckt.

    Mache weiter so ! Die Freude, die du in den Gesichtern der Kinder siehst, wird dich weiter motivieren.

    Liebe Grüße

    Johannes, Gisela, Christina und Timo

    AntwortenLöschen
  7. Gisela und Rainer17. März 2012 um 18:02

    Hallo lieber Andi,
    es hat zwar lange gedauert, aber jetzt haben wir es hier in der Voreifel endlich auch geschafft Dir zu schreiben :-))).
    Wir sind sehr von Deiner Art begeistert, wie lebhaft Du Deine spannenden Erlebnisse schriftlich darlegst. Das Video war der Hammer!!!
    Wir freuen uns jetzt schon auf Deinen nächsten Eintrag.
    Es ist obermega geil wie Du Dich da ins Zeug legst :-).

    Ganz liebe Grüsse aus Rott,

    Rainer & Gisela

    AntwortenLöschen
  8. Hallo Andi,

    das ist echt der Hammer, Eschweiler Karneval mal ganz anders.
    Tolle Idee und den Kindern hat´s anscheinend auch Spaß gemacht. Geht doch, dass man Deutschland positiv darstellen kann.
    Ich wünsche dir noch viel Spaß und Erfolg bei allem, was du noch vor hast,

    Volker, prinzlicher Sekretär AD

    AntwortenLöschen
  9. Hallo ihr beide,
    die Bilder und die ergreifenden Geschichten die du Andy hier schreibst gehen echt unter die Haut. Ich mag deine Art zu schreiben. Was ihr dort erlebt ist einzigartig. Ich freue mich sehr für euch dass ihr euren Traum LEBT und nicht nur davon redet. Macht weier so - ihr seit Klasse. Wir drücken euch ganz fest,
    Paula, Thorsten und Ellen

    AntwortenLöschen