Wochenende in Shimoni und auf Wasini-Island
Am Freitag nachmittag gings mit zwei anderen Volontären
(Dave und Maria) ins etwa 80 km südlich von Mombasa entfernte Shimoni. Auf die
Freizeit am Wochenende habe ich mich echt gefreut. Die Fahrt mit dem Matatu
dauerte 3-4 Stunden. Da ich nicht erwartet hatte, dass es nicht nur in Shimoni,
sondern im gesamten dortigen Bereich keinen Geldautomaten gibt (schlecht
ausgebildetes Stromnetz), musste unser vollbesetzter Matatu extra für mich noch
in Diani rumkurven, um einen solchen zu finden... :-)
Samstags haben wir zunächst eine Wanderung durch den Shimoni-Forest gemacht. War echt toll. Die Affen sprangen in den Bäumen herum
und ich konnte sogar eine kleine Schlange sehen. Anschließend gings mittags auf
das nur wenige hundert Meter von Shimoni entfernte überschaubare Wasini-Island.
Von nun an gabs weder Strom, noch fließendes Wasser. Die einzigen Muzungus
(Weißen), die in Shimoni und auf dem nördlichen Teil von Wasini-Island
rumlaufen, sind von GVI – ansonsten gibts hier nur Einheimische. GVI hat auch
hier eine Basis, bzw. eine in Shimoni und eine auf Wasini-Island; hier
unterrichten die hiesigen Volontäre von GVI in jeweils einer Primary School und
einem Community-Project. So konnten auch wir, Volontäre von GVI Mombasa, mitten
in der Bevölkerung leben. Abends haben wir mit den einheimischen Frauen
zusammen Swahilisch gekocht. Hier laufen viele Ziegen, Hühner, Hähne und Katzen rum. Ich will auch Hühner haben. :-) Gegen halb sieben wirds hier dunkel, und dann ists
auch, abgesehen von ein paar wenigen Öllämpchen, auch dunkel. Die Toilette ist
ein Loch. Duschen konnte ich nicht. Einfachste Verhältnisse hier. Aber es
klappt. Am darauffolgenden Sonntag haben wir einen Bootstrip in den ca. 1
Stunde Fahrt entfernten Marine Park gemacht. Wir konnten Delphine sehen, die
neben unserem Boot herumschwammen und anschließend gings ne Stunde ins Wasser
zum Schnorcheln. War echt super; schön ums Riff herum mit den ganzen Fischen...
Abends konnte ich dann wieder vor meinem heimischen Spiegel stehen und
bemerken, dass ich meinem alten Urlaubsnamen “Krabbi“ wieder alle Ehre gemacht
habe.
Ein guter Start in die nächste Runde
Wie ich bereits in meinem zweiten Blogeintrag (“Gettin‘
started“) mitgeteilt habe, habe ich bis vergangenen Freitag zusammen mit Jamie,
einem anderen Volontär, zusammen unterrichtet. Jamie hatte am Freitag seinen
Letzten und ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass ich heute, am Montag
morgen, einen neuen Volontär zur Seite gestellt bekomme. Das ist nicht der
Fall. Und, wisst ihr was? Ich bin auch echt froh drum. Jetzt ist die Klasse “mein“,
und ich kann in der wenigen Zeit, die ich habe, das vermitteln, was ich will;
kann die wenigen zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden so gestalten, wie
ich es für richtig halte. Soll nicht heißen, dass es vorher schlecht war, ganz
im Gegenteil - nur jetzt ist es... anders. Anspruchsvoller für mich, aber auch besser.
Denn, wie gesagt, es ist nur wenig Zeit übrig, und neben dem Stoff, den ich
laut kenianischem Curriculum vermitteln muss, will ich auch noch einige
wichtige Sachen von mir persönlich mit auf den Weg geben. Ich bin somit sehr
froh darüber, dass ich heute keinen neuen bzw. besser gesagt anderen Volontär
zur Seite gestellt bekommen habe.
Ich hatte heute einen wirklich guten Schultag, absolut.
Neben zwei Schulstunden “1:1-Reading“ habe ich in meiner ersten Englisch-Stunde
present tense und past tense vermittelt, allerdings bislang nur die Wörter mit
einer “-ed“ -Endung sowie mit einer “-d“ -Endung; die komplizierten Wörter
kommen in den nächsten Tagen. Hat gut geklappt. Muss wohl an meiner
anfänglichen Ansprache gelegen haben. :-)
Apropos Ansprache... nachdem ich
heute gegen kurz vor 3 Feierabend hatte, habe ich wirklich meinen Hals gemerkt;
meine Stimme ist während des Unterrichtes -permanent- so laut, dass es nicht
mehr weit vom Schreien entfernt ist-– und zwar ganz unabhängig davon, ob die
Kids aufpassen oder nicht (also, ich meine damit nicht, dass ich die ganze Zeit
über ermahnen muss...). Ich musste ab und zu schon mal ein Schmunzeln
unterdrücken, weil ich schon des öfteren daran gedacht habe, dass sich so
Barack Obama in einer seiner Reden zu Hunderten von Menschen angehört haben
muss... :-) Noch nie in meinem Leben habe ich so laut in Englisch geredet...
:-) Insbesondere dann, wenn ich eigenen Stoff vermittle, also frei Schnauze rede.
Das war der Fall in der heutigen 2. Englischstunde, in der ich, ganz abseits
vom Curriculum, meinen “students“ vermittelt habe, was RESPONSIBILITY (=
Verantwortung) ist bzw. bedeutet. Das war schon lange geplant, aber jetzt
erschien mir der richtige Zeitpunkt, da ich die Kids diesbezüglich darauf vorbereiten
will, noch ohne deren Wissen, dass sie in den kommenden Tagen (vermutlich
Mittwoch) neue Schulbücher bekommen.
Ja, ganz genau, um nochmal auf die Schulbuchgeschichte
zurückzukommen: Das Gespräch mit dem Headteacher ist ganz gut verlaufen. Wir
konnten uns auf einen Kompromiss einigen: Die Schüler arbeiten hauptsächlich
mit 2 Schulbüchern. Diese stehen ihnen nicht zur Verfügung; besser gesagt, der
Schule stehen für diese Klasse “Standard 3“ mit ihren über 40 Schülern (im
Alter von ca. 10-12 Jahren) insgesamt lediglich 12 Bücher zur Verfügung. In der
Klasse stehen 14 Tische. Somit gibts noch nicht mal 1 Buch pro Tisch (welches
dann zu ca. dritt) geteilt wird. Das ist echt scheiße. Also... ich “darf“ nun
das Hauptbuch so oft besorgen, dass es immer ausgeteilt werden kann und zu 2t
geteilt wird. Allein das ist schon eine wirklich enorme Verbesserung, glaubt
mir. Das zweite Buch “darf“ ich nun, wie gewollt, so oft besorgen, dass jeder
Schüler ein eigenes Buch hat, welches er auch (endlich!!) mit nach Hause nehmen
kann und so auch dort (endlich!!) mal die Möglichkeit hat, zu lernen bzw. sich
zu verbessern. Die Bücher werde ich morgen zusammen mit einer Ansprechpartnerin
von GVI besorgen und dann von einem Teil der Spendengelder, die ich von euch
bekommen habe, bezahlen. An dieser Stelle ein stilles Dankeschön...
Ok, soviel dazu... Ich hoffe dass das alles so klappt und
die Kids am Mittwoch ihre Bücher in den Händen halten. Weiterhin hoffe ich,
dass ich diese Woche endlich mal meine mitgebrachten Weltkarten in den Schulen
aufhängen kann. Das mit den ganzen mitgebrachten Spenden in meinem
Spendenkoffer verläuft hier alles etwas schleppend und das ärgert mich. Ich
muss mich hier um fast alles selber kümmern.
Jedenfalls, um nochmal auf meinen heutigen Schultag zurück
zu kommen: Nach der Englischstunde, in den ich den Kids Responsibility
vermittelt habe (ach ja, Faden verloren: kurze Erklärung: ich will die Kids
langsam darauf vorbereiten, dass sie bald eigene Bücher in den Händen halten;
sie sollen damit verantwortlich umgehen... etc...), gab es eine
Unterrichtsstunde “Creative Arts“. Ein ich denke typisches Beispiel für eine
solche Stunde ist es, dass die Kids Bilder malen sollen. Ich habe mir allerdings
zu Hause schon einige Gedanken gemacht, lange bevor ich eine Ahnung davon habe,
wo hier der Hase lang läuft oder was mich hier erwartet, was ich alles mit den
Kids machen könnte und heute morgen bin ich früher unter meinem Mosquitonetz
aufgewacht und konnte auch nicht mehr einschlafen, da mir diese Idee, und zwar
für diese Unterrichtsstunde, wieder in mein Hirn geschossen kam. Vor einigen
Tagen, ich habe darüber in meinem vorigen 4. Blogeintrag berichtet, habe ich den Kids
viele Fotos von meinem Zuhause gezeigt. Die Kids waren von den Socken. Ich
auch. Heute habe ich meinen Laptop (okay, okay, Gregors Laptop - Asante sana, Kumpel!!) mit zur Schule genommen
und ihnen etwas über “Carnival“ (Karneval) erzählt. Zunächst allgemein, dann
bin ich speziell auf die vergangene Session eingegangen. Dass meine Brüder bzw.
meine Familie in dieser Art und Weise involviert waren, wussten die Kids
bereits seit letzter Woche. Aber genau das wollte ich ihnen jetzt mehr als
deutlich zeigen. Ich zeigte ihnen einige Fotos sowie einige Videos, die ich
zuvor zu Hause auf den Laptop geladen hatte, zeigte ihnen ein Video auf meinem
Handy, auf welchem Prinz Alfred III. und Zeremonienmeister Gregor in einer
Sporthalle für alle Kinder das Kinderlied gesungen haben, und zur Krönung
spielte ich meiner Klasse anschließend mit Unterstützung von angeschlossenen Lautsprechern
das Kinderlied vor. Ich habe den Kids die Bewegungen gezeigt und erklärt, und die haben
schätzungsweise 5 Sekunden gebraucht, bis dass sie - jetz kommt’s - “den Dreh‘
raus hatten“! :-) Ihr könnt mir glauben, das war ein wirklich toller Moment!!
Das Lied habe ich ihnen insgesamt 2 Mal vorgespielt; ich denke, dass ich es
nächste Woche vielleicht nochmal mache. Ein “Staff“-Mitglied von GVI hat das
zufällig mitbekommen und davon mehrere Fotos geschossen sowie ein kurzes Video
gedreht. Echt, wirklich wirklich toll!
Anschließend gab es noch eine Stunde “P.E. (Physical
Education)“. Heißt, ich bin mit meiner Klasse zum Feld gegangen; die Jungs
haben Fußball gespielt (trotz teilweise spitzsteinigem Boden kommt es dabei auch
schonmal vor, dass man sich für einen Fallrückzieher rückwärts auf den Boden
schmeißt), und die Mädels haben “Skipping Rope“ (Seilchenspringen) gespielt;
u.a. mit 2 neuen, heute ausgehändigten Seilchen. Danke, Queen Mum! :-)
Nun gibt es, wie gewohnt, zur Belohnung für euer Lesen des
megalangen Textes ein paar wirklich tolle Fotos:
Ein Foto von Mittwoch vergangener Woche: Das ist Dennis, der stolz zwei meiner über 50 mitgebrachten Fotos zeigt; auf dem linken ist Familienhund Dunja zu sehen, auf dem Rechten Norman und ich |
Ebenfalls die RESPONSIBILITY-Lesson. Das ist das bisher beste Foto, um zu zeigen, wie es in der Klasse bzw. im Unterricht so zugeht |
Hier sind die Kids während der "Creative Arts"- Lesson um mich mit meinem Laptop herum versammelt, auf welchem ich ihnen Fotos und Videos von der Prinzen- bzw. Karnevalssession zeige |
Das Beste zum Schluss, heißt es doch so schön...
(Video!)
(Video!)
So weit, so gut.
Mir gehts gut, alles Bestens.
Ich freue mich über jeden Kommentar von euch!!
Ich melde mich...
Euer Andi
Mir gehts gut, alles Bestens.
Ich freue mich über jeden Kommentar von euch!!
Ich melde mich...
Euer Andi
hey
AntwortenLöschenso wie du auf den fotos aussiehst bist wohl noch strenger als einige lehrer bei uns haha
super fotos!wie läufts mit deinem englisch eigtl? :)
greg
ps:das huhn auf dem 2ten bild ist super!!! :)
Andi, der Wahnsinn!! Wir sind so begeistert.
AntwortenLöschenUnd beeindruckt!! (wussten nicht, dass du außer cheers noch andere englische Wörter kennst)
Wir finden es klasse,dass du den Eschweiler Karneval nach Kenia bringst- und wenn man in die strahlenden Augen der Kinder schaut, nicht nur wir ;)
Viele Grüße aus der Heimat,
laura, Sophia und Alfred
Lieber Andy,
AntwortenLöschenDu schreibst die Texte so toll und spannend, einfach Klasse. Wir können uns hier zuhause sehr gut vorstellen, wie alles bei Dir läuft. Als Nebenjob könntest Du glatt Schriftsteller werden. Mach weiter so, wir sind immer bei Dir ---- und bald auch Deine Liebste !!!!
Liebe Grüße aus Aachen
Dieter u. Gisela usw.
Hallo Andi,
AntwortenLöscheneinen lieben Gruß aus der Heimat. Wir verfolgen Dein Vorhaben und finden dies total klasse. Dass der Eischwieler Fastelovend bis nach Kenia Wellen schlägt, damit hätten wir nun wirklich im Entferntesten nicht mit gerechnet. Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Bleib gesund und munter!
Es grüßen Dich herzlich: Die Wingse vom Raiffeisenweg
Das Kinderlied auf Englisch hört sich echt seltsam an XD
AntwortenLöschenIst aber eine klasse Idee sowas mit den Kindern zu machen, die scheinen echt Spaß zu haben :)
LG und weiterhin alles Gute,
Jana
Hallo Andi,
AntwortenLöschenauch die Wingse aus der Goethestrasse verfolgen deine Aktivitäten mit großem Interesse und sind total beeindruckt.
Mache weiter so ! Die Freude, die du in den Gesichtern der Kinder siehst, wird dich weiter motivieren.
Liebe Grüße
Johannes, Gisela, Christina und Timo
Hallo lieber Andi,
AntwortenLöschenes hat zwar lange gedauert, aber jetzt haben wir es hier in der Voreifel endlich auch geschafft Dir zu schreiben :-))).
Wir sind sehr von Deiner Art begeistert, wie lebhaft Du Deine spannenden Erlebnisse schriftlich darlegst. Das Video war der Hammer!!!
Wir freuen uns jetzt schon auf Deinen nächsten Eintrag.
Es ist obermega geil wie Du Dich da ins Zeug legst :-).
Ganz liebe Grüsse aus Rott,
Rainer & Gisela
Hallo Andi,
AntwortenLöschendas ist echt der Hammer, Eschweiler Karneval mal ganz anders.
Tolle Idee und den Kindern hat´s anscheinend auch Spaß gemacht. Geht doch, dass man Deutschland positiv darstellen kann.
Ich wünsche dir noch viel Spaß und Erfolg bei allem, was du noch vor hast,
Volker, prinzlicher Sekretär AD
Hallo ihr beide,
AntwortenLöschendie Bilder und die ergreifenden Geschichten die du Andy hier schreibst gehen echt unter die Haut. Ich mag deine Art zu schreiben. Was ihr dort erlebt ist einzigartig. Ich freue mich sehr für euch dass ihr euren Traum LEBT und nicht nur davon redet. Macht weier so - ihr seit Klasse. Wir drücken euch ganz fest,
Paula, Thorsten und Ellen