Mittwoch, 07. März 2012
Jambo Rafikis! Gestern hat die Schule einigermaßen gut
geklappt, obwohl ich auch schon mal des öfteren schimpfen musste...
Ich bin seit ca. 1,5 Jahren Mitglied in der “International
Police Association“ (IPA). In der Vorbereitungszeit vor meiner Ausreise nach
Kenia habe ich mich bei der IPA Kenia per E-Mail gemeldet und um ein Treffen
gebeten. Das fand gestern nachmittag mit dem ehemaligen (rentierten)
Polizeibeamten namens Mr Hudson statt, der immer noch IPA-Mitglied ist und nun
eine Führungskraft der nicht nur in Kenia, sondern in ganz Ostafrika
vertretenen Sicherheitsfirma “KK Security“ ist. Ihn habe ich gestern in Mombasa
getroffen und ihm erklärt, wo ich arbeite (also hier in Mombasa/Bombolulu und
was ich in Deutschland mache). War ein gutes Treffen, ganz gemäß dem
IPA-Grundsatz “Servo per Amiceko - Dienen durch Freundschaft“ - und das
international.
Abends gabs ne Party und ich habe oft geprostet (das war
vielleicht lecker!).
Donnerstag, 08. März 2012
Heute war ein echt geiler Tag! Die Schulstunde hat wunderbar
geklappt; die Kids haben mitgemacht und die Grammatik begriffen. Ich musste
kaum schimpfen und umso mehr loben. Dann hat es heute eine Schulstunde gegeben,
in welcher nicht wie sonst in dieser Stunde Bücher gelesen wurden, sondern ich
habe in dieser Stunde etwas über mich erzählt, über mein Zuhause, über meine
Familie, meine Freunde, über meinen Job, etc... Dann habe ich den Kids die etwa
50 Fotos, die ich zuvor für Kenia extra hab entwickeln lassen, ausgeteilt. Das
waren eben sehr viele gemischte Familienfotos (sprich, viele Fotos von Astrid,
von meinen Eltern, Brüdern, Schwägerinnen, Nichten & Neffen, nicht zu
vergessen von Dunja) sowie Fotos von meinen Freunden (wie z.B. Kegelfotos),
Karnevalsfotos, Fotos von berühmten Schauplätzen der Welt, die ich gesehen
& fotografiert habe (Brasilien, Thailand, Pyramiden in Ägypten, Zugspitze, Berlin,
Collosseum in Rom, Petersdom in Vatikanstadt, etc.) sowie Fotos von meiner
Arbeit zu Hause. Echt, die Kinder waren hin und weg. Es war wirklich unfassbar.
Die haben sich so gefreut die ganzen Fotos zu sehen. Ich stand vorne, es wurde
etwas hektisch in der Klasse, und jeder kam mit einem anderen Foto angerannt
und wollte es von mir erklärt haben. Gute / wichtige Fotos habe ich dann immer
hochgehalten und für alle erklärt. Das war wirklich ein unglaublich gutes
Gefühl, könnt ihr mir glauben. So muss sich ein nicht sexueller Orgasmus
anfühlen...
Anschließend hatte ich noch 2 Schulstunden “1:1-Reading“,
und danach gings wieder für eine letzte Schulstunde Englisch zurück in die
Klasse. Mit dem Gedanken, dass die Kids ihre (Schreib-)schrift üben sollen,
sollten Sie nun etwas über ihr Leben aufschreiben. Lief wie gewohnt etwas
zögerlich an, und manchmal sind da nur ein paar Standardstätze draus geworden,
aber ab und zu habe ich auch einen Text zu lesen bekommen, der mich echt von
den Socken gehauen hat. Ein Schüler schrieb z.B. u.a. “.... Both of my parents
died. My older sister cares about me. She pays the school-fees. I love her. I
love my teacher. THANK YOU VERY MUCH.“ Das werd ich wohl nicht vergessen... war
ein echt krasser Moment. Das “I like (oder) I love my teacher“ und “thank you“
habe ich öfters zu lesen bekommen, und das ist echt der Hammer, aber der
erstgenannte Text hat mich wirklich tief berührt. Dieser Schüler ist still (was
ich hier positiv meine), stört nicht, zeigt leise auf und gibt richtige
Antworten. Das ist leider sehr selten. Deswegen hat er (neben einer anderen
Schülerin) auch gestern von mir zur Belohnung einen (von 50) Kulis aus Michi
Huppertz‘ Stadtapotheke bekommen.
Nach der Schule habe ich ein örtl. Waisenhaus besucht,
das “Upinde Centre for orphans and abandoned babies“. Upinde ist Swahili und bedeutet Regenbogen. Ich habe Patrick, den Kopf
des Waisenhauses, letzte Woche schon persönlich kennen gelernt, da er ein
freundschaftliches Verhältnis zu GVI und dessen Volontären pflegt. Krasse
Bilder haben sich dort für mich geboten, übertroffen von noch krasseren
Geschichten zu jedem der 11 Babies. Patrick kümmert sich mit seiner Frau und
Angestellten um die Babies, bis diese mit ca. 3 Jahren alt genug sind, um in
ein größeres Waisenhaus zu wechseln. Manche Babys wurden einfach ausgesetzt;
eins wurde im Müll gefunden. Patrick hat von mir einen kleinen Betrag aus
meinem Spendenbündel bekommen.
Nach dem Besuch im Waisenhaus habe ich von 15:00 bis 17:00
Uhr das Community-Project in einer (alten) Kirche in Bombolulu unterstützt, in welchem ich in einem
Computerkurs für Anfänger und (etwas) Fortgeschrittene unterstützt habe und den
Menschen z.B. erklärt habe, wie man im Word-Dokument schreibt, markiert, etc.
Es handelt sich dabei um Erwachsene, die gleichzeitig - auf freiwilliger Basis
(angeboten von GVI) - Unterricht in Englisch und Mathe bekommen.
War ein echt toller, aber megalanger Tag und ich bin
wirklich k.o.
Morgen gehts übrigens übers Wochenende mit 2 anderen
Volontären zusammen in das etwa 80 km südlich von Mombasa entfernte Schimoni,
bzw. auf die dazugehörige Insel Wasini. Denke dass ich dann Sonntag abend
wieder hier in der Unterkunft eintreffen werde...
So, da ihr so fleißig gelesen habt, freue ich mich darüber,
euch nun zur Belohnung (Zuckerbrot und Peitsche - Willkommen in meinem Unterricht) :-)
ein paar tolle Fotos aus meiner Klasse “Standard 3“ präsentieren zu können:
Kwaheri, bis bald,
Andi
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