Donnerstag, 22. März 2012

Die finale Woche bei GVI


Der Start in die letzte Woche bei GVI

Montag war ein guter Schultag. Ich habe die Unterschiede zwischen To, Two und Too dargestellt, kurz römische Zahlen vorgestellt und die Kontinente der Erde und deren Eigenschaften wiederholt. Während der “Creative-Arts“-lesson sollten die Kids entweder malen oder schreiben, was im Leben wirklich wichtig ist. Da viele erstaunlicherweise ein Bidl von einem Auto gemalt haben, gab es anschließend von mir noch eine kleine Ansprache... :-) Zum Ende der Stunde hat mir Samson (hier verweise ich auf meine früheren Beiträge) einen bewegenden Brief ausgehändigt, den er mir in dieser Stunde geschrieben hat. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass über die Hälfte meiner Klasse ihre neuen Bücher in Zeitungspapier u.ä. eingebunden haben. In der Situation habe ich gezeigt, dass ich auch sehr gut Loben kann, und Dienstag waren es sogar schon ein paar eingebundene Bücher mehr. Fand ich echt super. Mr Joseph habe ich anschließend 8 Fußballtrickots ausgehändigt.

Ich erfuhr am Montag nachmittag, dass Patrick Nowicki einen kleinen Zeitungsartikel über mein Vorhaben in Kenia in der Eschweiler Zeitung geschrieben hat, bezugnehmend auf das Karnevals-“Kengeleed“ meiner Brüder, welches ich meiner Klasse präsentierte. An diesem Tag gab es über 370 Seitenaufrufe. Darüber, und über die mittlerweile insgesamt knapp 1700 Seitenaufrufe, freue ich mich natürlich sehr.


Dienstag im Precious Vision Care Centre

Dienstag habe ich meinen Schülern einen Englischtest schreiben lassen, bestehend aus einem doppelseitigem Blatt mit diversen Aufgaben, für das sie eine ganze Doppelstunde benötigt haben. Es war viel Arbeit, das alles zu korrigieren. Aber für so etwas kann man ja zum Strand fahren... :-)

Mr Joseph teilte mir mit, dass bei den ganzen Examensarbeiten, die vergangene Woche im ORC geschrieben wurden, die Englisch-Examen die einzigen waren, bei denen (zumindest) 2 Schüler 100 % erreicht haben - was in anderen Fächern nicht der Fall war.

Dienstag habe ich nach der Schule das Precious Vision Care Centre (PVCC) besucht, um in den dortigen Klassenräumen 3 meiner mitgebrachten Weltkarten aufzuhängen. Die Kids hatten dort wirklcih nichts anderes in den Räumen hängen. Jetzt hängt in Standard 3, 4 und 5 jeweils eine Weltkarte mitten auf der hinteren Betonwand.

Madam Jane, die Leiterin des PVCC, hat eine finanzielle Spende von mir bekommen und sich wahnsinnig gefreut. Ich glaube, sie hätte vor Freude am Liebsten getanzt. Sie meinte direkt, dass sie jetzt mit dem Kauf bzw. dem Auftrag für das Nähen von weiteren Schuluniformen fortfahren kann; einige wenige Schüler/innen haben noch keine Uniform. Madam Jane sagte mir, dass sie sich nach unserem anfänglichem Besuchstag vor 3,5 Wochen gewünscht hätte, dass ich im PVCC eingeteilt würde. Ich habe ihr von der künftigen Anreise von Astrid und unserer anschließenden gemeinsamen Urlaubswoche in Mombasa berichtet und sie bot uns, also Astrid und mir, ganz unabhängig von GVI, an, für einen Tag in der kommenden Woche ihre Klasse Standard 3 zu unterrichten, für die sie keinen Volontär habe.

Ich mochte Madam Jane vom ersten Moment des Kennenlernens an sehr. Es war ein sehr bewegender Moment für mich, als sie mir und den anderen damals neuen Volontären von der Entwicklung des PVCC berichtete. Man hört mehr als deutlich, dass ihr Herz spricht. Sie ist ein wirklich toller Mensch.


Mittwoch - eine neue Erfahrung in einem Slum von Mombasa

Um zunächst mal von meinem Schultag zu berichten: Mittwoch morgen habe ich, nachdem der Unterricht gut geklappt hat, meiner Klasse das Kengeleed ein weiteres Mal vorgeführt, und zwar 2x hintereinander. Wie beim ersten Mal vor einer Woche waren alle von den Socken und haben sogar fehlerfrei getanzt. Am Ende jeden Refrains wurde dann immer gemeinsam gerufen “Our heart - is free for you!“. Auch Mr Joseph, der das ganze Spektakel mitbekommen hat, musste mit mir nach vorne und vortanzen - sehr zur Belustigung der Kinder.

Ich hoffe, ihr erinnert euch an Julius - ich habe etwa 3 oder 4 Beiträge zuvor von ihm berichtet, als ich ihm das Schwimmen beibrachte. Mittwoch nachmittag kontaktierte er mich, da sein 18-jähriger Bruder Mandela, der vor ca. 2 Wochen von Kisumu nach Mombasa kam, um hier zu leben, krank war und er meine Hilfe benötigte. Ich vertraue Julius und ich weiß, dass er die Wahrheit sagt. Ich traf mich mit ihm und er führte mich in sein “Haus“, welches erstaunlicherweise mitten im Slum liegt. Wenn man Julius sieht bzw. kennen lernt, glaubt man nicht, in welchen ärmlichen Verhältnissen er lebt. Das hätte ich absolut nicht erwartet - ich war sehr geschockt. Er lebt wie gesagt mitten im Slum, und sein “Haus“ besteht aus dem dort “Slum-üblichen“ Material. Stein auf Stein, ein bisschen Zement, ein Wellblechdach und fertig. Sein “Haus“ besteht weiterhin aus insgesamt 1 Raum, etwa 10-15 m² (!) groß, in welchem sich hauptsächlich eine Schaumstoff-“matratze“ befindet. Von einer Wand zur anderen ist durch den Raum gehend eine Schnur gesponnen, auf welcher sich ein paar wenige Klamotten befinden. Ich würde tippen, dass das etwa zur Hälfte meine Klamtten waren; ich habe ihm vor ein paar Tagen ein paar T-Shirts von mir gegeben. Mittwoch war auch schon das 2. Mal, dass er eines dieser T-Shirts von mir trug. Erschreckend. Sonst befand sich außer ein paar leere 10-L-Wasserflaschen nicht viel in dem Raum. Und ja, dieser Raum war der einzige zur Verfügung stehende Raum für Julius, in seinem “Haus“. Und ja, dies teilt er sich momentan auch mit seinem Bruder (bis auf unbestimmte Zeit). Ich ar beite die ganze Zeit schon im Slum, aber von dieser neuen Erfahrung war ich wirklich sehr geschockt. Ihr könnt es euch einfach nicht vorstellen. Das war unfassbar, zu sehen, in welchen Bedingungen Menschen leben müssen. Um auf Mandela zurückzukommen: Julius führte mich also in sein Haus, ich machte mir ein Bild von dem auf der gelben Schaumstoffmatratze liegenden Mandela. Er klagte hauptsächlich über Durchfall und Übelkeit. Ich versorgte ihn mit Medikamenten aus Micha Huppertz Stadtapotheke, so dass er für die nächste Zeit genügend Vorrat hat. Ich glaube, das wird helfen.

Julius verdient in seinem Job als Guard am Tor von Salama Estates mit 12-Std.-Tages- u. Nachtschicht, und zwar ca. 6x/ Woche, 5000 KES (Kenianische Schilling) monatlich, was umgerechnet etwa 47 € entspricht. Er kann damit, wie er mir auf Nachfrage sagte, die Miete für sein “Haus“ bezahlen (ich glaube 3000 KES), und von dem Rest muss er “leben“. Er sagt, dass sie ab und zu trotz Hunger nichts zu Hause essen (können). Ich habe mich in den letzten Tagen ausführlich mit ihm über dessen Job und seinem Verdienst unterhalten; augehend davon, da er mir erzählte, dass er gerne eine Mechaniker Ausbildung machen möchte, die zwei Jahre lang dauert und die ihm anschließend einige Türen öffnet. Um dieses Studium bzw. diese Ausbidlung allerdings starten zu können, muss er einige Gebühren zahlen, wozu er nicht in der Lage ist. Ich habe ihm dazu geraten, den Job zu wechseln. Für Mittwoch, seinen (einzigen) freien Tag, hat Julius von mir “Hausaufgaben“, wie ich es scherzhaft nannte, bekommen. Die hat er auch erledigt: Er ging zu diversen privaten Security-Unternehmen und fragte dort, was man verdient, was man benötigt, um angenommen zu werden, ob Leute überhaupt gesucht werden, wann kann eingestellt werden etc... Er hat herausgefunden, dass die Firma “Securex“ nicht nur einen guten Namen hat, sondern auch 12.000 KES pro Monat zahlt. Das wäre eine enorme Verbesserung. Er benötigt dazu diverse amtliche Papiere, wie Führungszeugnis, etc. sowie eine Bankverbindung. Um dies alles beantragen bzw. besorgen zu müssen, benötigt er etwa 3000 KES (also ca. 28 €), die er nicht hat. Ich habe ihm aber von Anfang an gesagt, dass ich ihn bei dieser Sache finanziell unterstütze. Er ist somit gerade dabei, die benötigten Unterlagen zu besorgen. Wenn alles klapt, könnte Julius am kommenden Montag bei Securex anfangen. Also.... Daumen drücken! Das würde, so wie ich es mir erhoffe, eine langfristige und nachhaltige Verbesserung bewirken. Ach ja, für seinen arbeitslosen Bruder gilt übrigens das Gleiche - ich helfe ihm in finanzieller Sicht dabei, die benötigten Unterlagen zu bekommen, die er für diesen (nicht schlechten) Job benötigt.
Julius ist als eingefleischter (Shotokan-) Karatefan übrigens schon in totaler Vorfreude darauf, in den kommenden Tagen Astrid kennen zu lernen, die ja den 2. DAN, also den 2. schwarzen Gürtel besitzt.


Der heutige Schultag

Heute, also Donnerstag, war ein guter Schultag. Auch wenn die Tests nicht so gut ausgefallen sind, bin ich mit meinem Stoff ganz gut vorangekommen. Und ich glaube, dass die Kids die ganzen Dinge nun auch besser kapiert haben. Bis auf eine Handvoll Ausnahmen haben alle Kids ihre Hausaufgaben gemacht, was mich gefreut hat. Habe heute in der letzten Schulstunde, in meiner letzten richtigen Schulstunde, noch mal eine kurze knappe Wiederholung von den wichtigsten Dingen, den wichtigesten Unterschieden, den wichtigsten Regeln, wann man was benutzt, gegeben, und ich habe auch den Eindruck, dass das gut geklappt hat. Ich habe den Kids noch mal eine Moralpredigt gehalten und auch immer wieder auf das Buch verwiesen, was sie nun für sich haben und womit sie immer, auch zu Hause, lernen können.

Ich werde etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass heute Donnerstag ist. Der Donnerstag. Heute abend ist das Abschlussessen von GVI angesagt, und morgen ist eigentlich nur noch Verabschiedungstag. Für die morgige English-lesson haben sich die Kids auf meine Nachfrage hin C.A., also Creative Arts gewünscht - mit anderen Worten, sie wollen ein Bild malen. Bin mal gespannt wie der morgige Abschied wird... ABER... ich freue mich auch gleichzeitig wahnsinnig darüber, dass ich übermorgen, also Samstag, meinen Schatz wieder in den Armen halten kann. Ich werde Astrid vormittags vom Flughafen abholen, dann gehts zu unserem Hotel nach Bamburi (Bamburi schließt sich unmittelbar nördlich an Nyali an).


Das war wiedermal viel Text, und das Lesen soll wie immer mit eindrucksvollen Fotos belohnt werden!  :-)

Hier schreibt meine Klasse gerade den Englischtest. So lieb und brav ein schlafendes Baby ist, das sonst permanent schreit, so lieb und brav ist auch meine Klasse während dieser knappen Doppelstunde Englisch :-)

Hier bin ich beim "1:1-Reading" mit Dita aus Standard 4. Dita ist echt ein klasse Kerl, der mir ans Herz gewachsen ist. Vor etwa 2 Wochen habe ich von ihm das Armband geschenkt bekommen, welches ich am re. Handgelenk trage


"1:1-Reading" mit Sheila und Vicus aus Standard 7

Und - wie beim letzten Mal - das Beste zum Schluss! :-)
(Video)



In diesem Sinne,

ich freue mich auf meinen Schatz, ich freue mich auf eine ganze Woche Urlaub, und zu aller erst freue ich mich heute abend auf ein kaltes Tusker! :-)


Euer Andi

5 Kommentare:

  1. UND ICH FREUE MICH AUF DICH, BABY :-)))))
    Gleich steige ich in den Flieger und dann dauert's nicht mehr lange bis ich dich endlich wieder in meine Arme schließen kann!!!!

    Nakupenda!!!!

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  2. Hallo lieber Andi
    Du hast ja Deine Klasse schon gut im Griff und Du bist ober klasse:). Wir können Dich nur bewundern wie Du das alles schaffst. Auch wie Du Julius hilfst und dessen Bruder Mandela(Hut ab).
    Deine Videos sind immer super.
    Wir drücken Dich ganz feste : )))))

    Ganz liebe Grüsse

    Rainer & Gisela

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  3. Hi Andi !!!
    Find es klasse was du da machst und wie es aussieht macht es auch denn Kindern und denn rest der Klasse Spaß !!! Aber davon abgesehen wünsch ich Dir und Astrid eine schöne Sonnige Urlaubswoche. Wenn du noch mehr von denn Videos hast dann rein damit find es wirklich schön wie mann kinder so unterhalten kann. So dann wünsch ich doch noch alles Gute und beste Gesundheit.
    Bis denne!!!

    Dein Machbar Sebastian

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  4. Dein Nachbar !!! ist doch klar

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  5. Hey Ihr 2 Süssen(A&A), wir wünschen Euch einen super tollen Urlaub. Geniesst sie Safari und was alles dazu gehört.Wir umarmen Euch gaaaaaaaaaaaaaaanz feste und viele liebe Küsschen.


    Rainer & Gisela

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